- 17 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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zur vollen, gleichberechtigten Geltung bringen. Die Instrumentation ist in diesem Streichquartett Bestandteil der Klangsprache. Brunhilde Sonntag knüpft an die Wiener Tradition, im besonderen an Webern an.

1987 entstehen Wiegenlied für Stefan für Sologitarre und Akrostichon für Gitarrenduo. Beide sind dem kleinen Stefan gewidmet. Wie bei Schumanns Kinderszenen oder Debussys Children’s Corner handelt es sich um Musik für Erwachsene. Sie ist der Kindheit gewidmet. Der griechische Begriff »Akrostichon« bezeichnet die Übertragung von Buchstaben in Töne. Als Ausgangsmaterial für das Wiegenlied fungieren die Töne es-e-f-a. Den Einzeltönen werden Tonreihen zugeordnet. Sie bilden das Material für die aufeinanderfolgenden Formteile. Ein fünfter Teil mischt die Elemente der vorangegangenen Abschnitte. Das Ende wiederholt die vier Ausgangstöne in ihrer Grundgestalt und im Krebs (a-f-e-es). (Klangbeispiel 3: Wiegenlied für Stefan)

Analog zum Wiegenlied für Stefan ist das Gitarrenstück Akrostichon aufgebaut. Die Anfangsbuchstaben von vier Namen dienen als musikalisches Ausgangsmaterial. Sie gehören Personen an, die eine Familie bilden. Die Musik assoziiert die Geschichte des Zusammenwachsens durch Konflikte und Harmonisierungsprozesse im Verlaufe der Geschichte dieser Familie. Thema des Stückes ist der Widerstand des ersten Kindes bei der Geburt des zweiten. Die Musik beginnt mit einem Dialog beider Gitarren. In der Einleitung erklingen ausschließlich Töne der beiden ersten Namen. Harte und rhythmisch repetierende Akkorde führen den dritten Namen ein. Sie bilden einen Kontrast zu den weicheren Melodielinien der Einleitung. Der vierte Formteil zitiert die Töne des vierten Namens. Er vermittelt zwischen den Gegensätzen und führt zur Harmonisierung. Den abschließende Akkord bilden die Töne aller vier Namen. Der Ausdruckscharakter beider Stücke ist introvertiert. Das Wiegenlied für Stefan ist von zarter, klangsinnlicher Lyrik. Zu den Gitarrenkompositionen zählt auch das Gitarrenduo Rote Bänder von 1991 nach dem gleichnamigen Gedicht von Hermann Hesse. Der scheinbar heitere Ausdruckscharakter des Gedichtes erweist sich gegen Ende als brüchig. Zarte Erinnerungen gehen in die Todesgewissheit über. Die Gitarren verwenden von den sanglichen, leicht fließenden Legatopassagen bis zu den homophonen Satzstrukturen alle ihnen zur Verfügung stehenden klanglichen Möglichkeiten.

Für Gitarre und Sopran sind die Fünf Lieder nach Gedichten von Christine Busta von 1991 gesetzt. In der Form des gitarrenbegleiteten Sololieds zeigt sich die an Lautenlieder der englischen Renaissance erinnernde und an Brahms, Hugo Wolf, Gustav Maler und Gottfried von Einem geschulte Satztechnik. Das Zusammenspiel von rhythmisch frei gestalteter melodischer Gesangslinie und strengem instrumentalen Satz zielt auf archetypische


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