Lucia Sziborsky
Adorno und die Moderne – Lyotard und die Postmoderne.
Eine Konfrontation.
In der Diskussion um Moderne und Postmoderne, die in den achtziger Jahren
auch in Deutschland entbrannte, doch inzwischen zu verebben scheint,1
1
Vgl. dazu: Merkur. 52 (1998). Sonderheft:
Postmoderne. – Vgl. meine Ausführungen zu Adornos Ästhetik
in: Bremer Philosophica. (1999), H. 5.
|
waren Adornos Name und Werk, insbesondere seine
Ästhetische Theorie, vielfach präsent. So z.B. beabsichtigte
Jean-Francois Lyotard – durch dessen Buch Das postmoderne
Wissen (1979)2
2
Deutsche Ausgabe: Graz/Wien 1986. |
der aus der amerikanischen Literaturwissenschaft und Architekturtheorie
stammende Begriff »Postmoderne« Eingang in die Philosophie fand
–, der »negativen Ästhetik« Adornos eine eigene, »affirmative«
entgegenzusetzen. In diesem Bemühen bediente er sich Adornoscher Begriffe
und Denkmotive, die er umstandslos – statt auf die Moderne und ihre Kunst
– auf die »Postmoderne« anwendete. Wolfgang Welsch, der Lyotards
Denken im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht hat und der selbst ein engagierter
Denker postmodernen Philosophierens ist, befand schon sehr bald, dass auch
Adorno ein Denker der »Postmodernität« sei.3
3
Adornos Ästhetik: eine implizite
Ästhetik des Erhabenen. In: Das Erhabene
. 185–213. |
Das Recht zu einer solchen Behauptung, die wohl getroffen wurde unter der
Faszination der von Lyotard in die ästhetische Diskussion wieder eingeführten
Kategorie des Erhabenen, die geradezu einen
Boom von Veröffentlichungen zeitigte, wurde von manchen Autoren bestritten,
was jedoch nicht verhindern konnte, dass diese Vereinnahmung Adornos für
eigene Zwecke gleichsam auf breiter Front (vor allem in der Literaturwissenschaft)
erfolgte. Welsch zog Adornos zahlreiche Analysen und Interpretationen musikalischer
Werke der Moderne, an denen sich in den zwanziger und dreißiger Jahren
dessen ästhetisches Denken entzündete, ebensowenig in Betracht
wie die auf die musikalischen Produktionen der sogenannten Nachkriegsavantgarde
bezogenen analytisch-konstruktiven Überlegungen, die Adorno in den Darmstädter
Ferienkursen immer wieder vorgetragen hat.4
4
So z.B. Neue Musik und Interpretation
, 1954; Kriterien der neuen
Musik, 1957; Musik und Technik, 1958;
Vers une musique informelle, 1961; Form in
der neuen Musik, 1965. In: Adorno: Gesammelte
Schriften. Bd. 16. |
Dies am schönsten und eindringlichsten vielleicht in seinem utopischen
Entwurf einer »musique informelle«. Betrachtet man das Werk Adornos
jedoch genauer, so ist
|