Es handelt sich um einen Ruf nach Hilfe, einen Appell an das Mitleid. Demgegenüber
steht die Zeitverzögerung, die Nicht-Antwort der Gesellschaft, die Verlassenheit,
letztlich der Versuch, den Zufall noch ins Spiel zu bringen. Als alles nichts
nützt, bleibt nur noch der Abschiedsbrief, gestammelt, aufgeregt und
ohne Hoffnung. Und diesen stoppt, ganz ähnlich wie in
Idomeneo, eine Art überirdische Instanz: jene drei Knaben, die
auch – wie vieles in der Zauberflöte
– vieldeutig sind. Die Worte sind dieses Mal aber keine göttlichen Befehle,
sondern irdische Erkenntnisse, Varianten der Lösungsvielfalt, die Papageno
bislang nicht berücksichtigt hatte, Argumentationen, die in ihrer Einfachheit
der Einfachheit Papagenos nahestehen. Das Motto »Man lebt nur einmal,
dies sei dir genug«, die Erinnerung an sein Wunderwerkzeug und das
Glockenspiel sind therapeutische Maßnahmen, die nach existentieller
Reflexion und praktischer Prüfung den Selbstmord verhindern (Notenbeispiel
5). Mozart gibt auch in diesen kurzen Anweisungen die Breite seiner Argumentation
menschlichen Handelns preis: die Philosophie des Verstandes und den immer
neu zu startenden praktischen Versuch.
Ich habe immer die These vertreten, daß Kunst neben aller Abbildfunktion
und allem Ausloten menschlich hochqualitativen Vermögens auch in sich
eine Reihe von Lösungskompetenzen birgt, die, auf menschliches Leben
angewandt, Hilfestellung, Affirmation und Negierung, jedenfalls Kommentar