- 120 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
  Erste Seite (2) Vorherige Seite (119)Nächste Seite (121) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

der Baßschritte gegen Seufzermotive, das schwere Aus- und Einatmen als Modell aufblühenden und erlöschenden Lebens in den acht Takten der Einleitung (Notenbeispiel 1) übereinander.

Der Beginn von Giuseppe Verdis Requiem (Notenbeispiel 2) ist von gleichem Holz – nicht nur in der Synchronität der Mozartschen Diktion: die Verlassenheit des Soloinstruments, das Stammeln der Betroffenen, die Chromatik des Schmerzes, das Seufzermotiv und, als Antwort auf alle Tragik, der Schimmer des ewigen Lichts, wie die Hoffnung auf ein anderes Sein, als Tröstung im gegenwärtigen Moment.

Man sollte diese komplexen tonalen Todesargumentationen im Ohr haben, wenn man sich dem heiklen Thema des Suizides in der Musik zuwendet. Heikel deswegen, weil die Selbsttötung per se nur als ein sehr marginales Thema in der Musikgeschichte erscheint. In Musikwerken beschließt der Suizid zwar gelegentlich die eine oder andere Handlung. Die Umstände des Weges dahin oder die Konsequenzen daraus sind aber viel wichtiger, als die musikalische Vertonung des Augenblicks der Selbsttötung an sich.


PIC
Notenbeispiel 1: Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem, KV 626, Beginn (Takt 1–8).


Erste Seite (2) Vorherige Seite (119)Nächste Seite (121) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 120 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft