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Schlussbemerkungen
Bei der Analyse der Frauenfiguren in Lohengrin haben sich also zwei Frauentypen
herauskristallisiert. Zum einen zeigt sich in der Figur der Elsa die Verkörperung
der Idealvorstellung einer Frau. Zum anderen stellt die Figur der Ortrud
einen Frauentyp dar, der diesem Idealbild entgegengesetzt ist. Weiterhin
hat sich gezeigt, dass Elsa den Typ Frau darstellt, welcher auch der Vorstellung
Wagners von einer idealen Frau entspricht. Wenn Ortrud dieses Idealbild auch
nicht erfüllt, so hat sich doch gezeigt, dass Wagner dieser Figur zumindest
ambivalent gegenübersteht. In seiner zweiten Ehefrau Cosima scheinen
sich so auch die Züge sowohl von Elsa als auch von Ortrud zu vermischen.
Als ebenso interessant wie der Vergleich der Frauenfiguren in
Lohengrin mit der Lebenswirklichkeit Wagners hat sich auch die Betrachtung
der philosophischen Einflüsse auf Wagner zur Entstehungszeit von
Lohengrin erwiesen. Es konnten Spuren der Beschäftigung Wagners
mit Feuerbach aufgezeigt werden.
Wenngleich die Parallelen zwischen Wagners Biographie und
Lohengrin in manchen Aspekten offensichtlich erscheinen, kann eine
genau Identifizierung der Personen und der Situation in
Lohengrin mit denen in Wagners Leben nicht vorgenommen werden. Das
Werk erscheint zu vielschichtig, als dass eine ›Eins-zu-Eins-Übertragung‹
zutreffen könnte. Dies beweisen die vielen möglichen Interpretationsansätze.
Um jedoch zu einer Interpretation der Oper zu gelangen, erscheint ein Blick
auf die biographischen Einflüsse dennoch wichtig und interessant. Sie
stellen eine mögliche Herangehensweise an das Werk dar.
Primärliteratur
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Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums, Leipzig 1904.
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Feuerbach, Ludwig: Kleine Schriften, Frankfurt a. M. 1966.
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Gregor-Dellin, Martin (Hg.): Wagner, Richard: Mein Leben, München 1976.
-
Kapp, Julius (Hg.): Richard Wagners Gesammelte Schriften, Band I, Leipzig
1914.
-
Strobel, Gertrud und Wolf, Werner (Hg.): Richard Wagner: Sämtliche Briefe,
Band IV, Leipzig 1979.
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Zentner, Wilhelm (Hg.): Richard Wagner: Lohengrin, Stuttgart 1995.
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