6. Tendenzen der autonomen Musik in der Filmgeschichte
Autonome Zitate im Film gibt es schon lange, doch ihr Stellenwert und ihre Bedeutung
haben sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt. Im folgenden sollen jedoch lediglich
Tendenzen einer Entwicklung im Zusammenhang der allgemeinen Geschichte der
Filmmusik aufgezeigt werden, um den historischen Rahmen abzustecken, aus dem die zu
analysierenden Filme entstammen. Im Zuge dessen wird auch skizziert, wie sich jene
Wechselwirkungen zwischen der technischen Entwicklung des Mediums Film
und künstlerischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einflüssen auf das
Verhältnis von Musik und Film auswirkten. Daß sich eine Darstellung von
Tendenzen autonomer Musik im Film in erster Linie an den Vereinigten Staaten
orientiert, ist unausweichlich, da die Staaten mit der frühzeitigen Ausbildung einer
Filmindustrie das Genre maßgeblich und hauptsächlich gefördert haben. Für
eine Filmmusikgeschichte, die neben den USA auch andere europäische Länder
betrifft, sei an dieser Stelle besonders auf die bereits mehrfach zitierte umfassende
Monographie von Thiel verwiesen, die jedoch in Hinsicht auf die Beurteilung der
Ideologie des osteuropäischen und des sowjetischen Spielfilms relativiert werden
muß, da es sich bei Thiel um einen ehemaligen DDR-Autor handelt. Einen
ebenso umfassenden Überblick bietet Walter Stocks Monographie Film und
Musik.1
1 Walter Stock: Film und Musik - eine Dokumentation über Musikfilm und Filmmusik.
Aachen 1982.
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6.1. Kompilation durch autonome Musik in der Stummfilmära
Die »Geburtsstunde des Films« ist mit zwei markanten historischen Daten verknüpft.
1893 erhält Thomas A. Edison ein Patent für das »Kinetoskop«, das sein Mitarbeiter
William K. L. Dickson Anfang der 90er Jahre entwickelt hatte. Es handelte sich dabei
um ein kistenförmiges Gerät, das einen etwa 15 Meter langen perforierten Filmstreifen
enthält, der an einem Sehschlitz ruckartig vorbeigezogen wurde. So konnte
eine einzelne Person die gefilmte Szene anschauen – Unterhaltung für ein paar
Sekunden. Seit 1895 gab es auch Kinetoskope, die mit Edison-Phonographen
ausgerüstet waren. Diese sogenannten »Kinetophone« boten dem Betrachter
über Ohrhörer eine mäßige synchrone akustische Untermalung der Filmszene
an.2
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