Möglichkeiten der Geräusch-
oder Naturnachahmung bereit. Darüber hinaus genügt oft eine musikalische
Andeutung der im Bild gezeigten Bewegung, beispielsweise durch rhythmische
Analogien – und dem Bedürfnis nach Geräusch im Film ist Genüge getan. Filme,
in denen der Regisseur jedoch nicht auf eine reale Geräuschatmo verzichten
möchte, zeichnen sich meist durch eine sehr authentische Filmmusik aus, da die
Geräuschwelt integriert ist. Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen, sind z.B.
daß Musik und Geräusche ineinander übergehen oder aus Geräuschen Musik
entsteht;44
44 Schneider 1986, S. 127–128.
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sie lösen sich quasi wie ein Dissonanz in Musik auf. Häufig treten Geräusche auf diese
Art aus dem Hintergrund der Musik auf und wirken dann bei der Entwicklung der
Handlung mit ihr aktiv zusammen. Indem sie sich miteinander verflechten, bilden
sie jene bereits bei Lissa erläuterte Mehrschichtigkeit der auditiven Sphäre.
Adorno/Eisler sehen in dieser Mischung die einzige Alternative, Geräusche
mit der Musik im Film aufzunehmen, da das Geräusch allein »stumpf und
leer« wirken würde. Darüber hinaus plädieren sie für reale Geräusche, da eine
Geräuschaufnahme die oben beschriebene Tonmalerei gemäß der Programmusik so
überflüssig macht, »wie sie eigentlich schon immer war.« Dafür ist es notwendig, die
Musik auf das Geräusch abzustimmen. Von der Musik aus gesehen bedeutete
dies, daß diese »Luft und Raum« für das Geräusch bieten soll. Das Geräusch
spielt dabei eine Doppelrolle: einmal die mehr oder minder naturalistische,
dann die eines Moments der Musik selbst, am ehesten vergleichbar mit den
Akzenten eines Schlagzeugs. Daraus ergeben sich zwei Folgerungen: einmal, daß
Geräuscheinsätze in der Musik rhythmisch vorgesehen sind, zum anderen, daß die
Farbe der Musik entweder der des Geräusches ähnlich ist oder deutlich zu ihr
kontrastiert.45
45 Adorno/Eisler 1976, S. 98.
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So wie Adorno und Eisler den Einsatz von Geräuschen von den Konstruktionsprinzipien
der Musik abhängig machen, so sieht Lissa hingegen für den Einsatz von Geräuschen vor
allem die Abhängigkeit von der Montage, also von visuellen Konstruktionsprinzipien. Erst
die Bewegung in der visuellen Ebene ermöglicht Geräusche. Die Aufeinanderschichtung
von Musik und Geräuschen in der akustischen Sphäre ergibt mit dem Bild zusammen
eine plastische Ganzheit des Films. Das Ohr des Hörers verhält sich hier jedoch
analytisch, es trennt die akustischen Erscheinungen voneinander und verbindet sie
mit den Elementen der visuellen Schicht. Der jeweilige Selbständigkeitsgrad
ihrer Komponenten hängt jedoch – so Lissa einschränkend – von der Absicht
des Regisseurs ab. Bei der Trennung der akustischen Elemente widerspricht
Schneiders Auffassung der von Lissa, da er eine wirklich »gute« Filmmusik nur in
der unmerklichen Verschmelzung von Musik, Geräuschen und Bildebene sieht.
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