2. Das Verhältnis von Musik und Bild im Film
Filmmusik ist – ähnlich wie die Musik in der Oper – untrennbar verwoben mit ihrem
wirtschaftlichen und organisatorischen Umfeld – dem Film selbst. Sich in diesem Kontext
lediglich auf eine einseitige Betrachtung der musikalischen Faktur zu beschränken, hieße
der Sache nicht gerecht zu werden. Nachdem das Verhältnis von Musik und Film bereits
anhand der geschilderten historisch-ästhetischen Modelle und der gegenwärtigen
theoretischen Ansätze sowie zur Begriffsbestimmung von Filmmusik mehrfach
angesprochen wurde, soll daher nun das Verhältnis von Musik und Bild in einer
allgemeinen systematischen Zusammenstellung gesondert dargestellt werden. Dies soll
weniger aus historischer Sicht als aus einem systematischen Ansatz entstehen, der die
Vielfalt der Bild-Musik-Kombinationen gegenüberstellt und damit eine Grundlage zur
Analyse der Filmbeispiele garantiert.
Film als montierte Bildfolge ist die filmspezifische Grundlage für die
Entstehung von Sinn und Bedeutung im Film, gleichzeitig Voraussetzung für
die Verbindung von Film und Musik, oder genauer für die Verbindung von
visueller und akustischer Schicht. Diese Grundlage besteht aus einer subjektiven
Auswahl aus dem potentiell unendlichen Bildmaterial durch den Regisseur bzw.
Kameramann, die sich als Bilder in Form der Aneinanderreihung (Montage)
präsentiert.1
1 Josef Kloppenburg: Die dramaturgische Funktion der Musik in Filmen Alfred
Hitchcocks. München 1986, S. 15–16.
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Obwohl die in langer Tradition stehende Definition des Films als »Kunst des Sehens«
von Béla Balázs auch heute, wo der Tonfilm und die audiovisuellen Medien zur
alltäglichen Realität gehören, noch immer Gültigkeit besitzt, ist die auditive
Ebene des Films – nicht zuletzt auch die Musik – nicht zu unterschätzen. Das
Sehen war schon immer mit dem Hören verbunden. Dennoch verleitete die
unangefochtene Vorrangstellung des Sehens bei der Filmgestaltung immer wieder zu
einer bedauerlichen Vernachlässigung der Tonebene. Im folgenden sollen daher zunächst
die Schichten der auditiven und der visuellen Ebene dargestellt werden, im
Anschluß daran folgen die Möglichkeiten der formalen Zuordnung von Bild und
Musik.
2.1. Auditive und Visuelle Schicht im Film
Die Bedeutung von visueller und auditiver Schicht im Film entspricht analog der
Funktionsweise von Auge und Ohr. Da audiovisuelle Medien wie Film und Fernsehen
diese zwei Formen der Wahrnehmung in elementarster Weise enthalten, ist es
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