7. Die Filmmusikanalyse
7.1. Ansätze der Filmanalyse
Jeder Filmanalyse sollte zunächst die individuelle Rezeption vorausgehen. Rezeption
bedeutet hierbei im Grunde ganz naiv das unreflektierte, emotionale Ansehen eines
Films. Der Film soll nicht von vornherein als Objekt einer wissenschaftlichen Analyse
angesehen werden, er soll jeden einzelnen Zuschauer zunächst einmal »privat«
ansprechen. Aus dieser Rezeption sind erst die Fragen für eine wissenschaftliche Analyse
zu entwickeln, die sich hier auf den Anteil der Musik beziehen. Die Analyse
der Musik als ein dramaturgischer Bestandteil des gesamten Films erfodert
einen methodischen Ansatz. Ausgehend von einem Kommunikationsmodell von
Kommunikator, Film und Rezipient ergeben sich verschiedene Ansätze, die jeweils die
drei Elemente der filmischen Kommunikation unterschiedlich betreffen. Schaaf faßt die
verschiedenen Methoden der Analyse in einer Graphik zusammen (vgl. Abbildung
7.1).1
1 Alphons Silbermann/Michael Schaaf/Gerhard Adam: Filmanalyse. Grundlagen -
Methoden -Didaktik. München 1980, S. 75.
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Da es sich in erster Linie um eine funktionale, weniger um eine wirkungsorientierte
Analyse der Filmmusik handelt, berücksichtigt die folgende Analyse hauptsächlich die
Varianten Kommunikator und Film. Daraus ergeben sich vier Ansätze, die besonders in
der Musikanalyse der Filme Tod in Venedig (Luchino Visconti) und Uhrwerk Orange
(Stanley Kubrick) verwirklicht werden:
- Statistische Analyse
Sie besteht aus einem numerischen und einem semiotischen Teil. Im numerischen
werden die einzelnen Segmente des Films aufgelistet, beispielsweise die Szenenfolge.
Im semiotischen Teil wird untersucht, was in diesen Segmenten geschieht,
welche Aussage gemacht wird. Im Rahmen dieser Arbeit soll die dramaturgische
Analyse2
2 Vgl. Kap. 3.1, Die filmische Dramaturgie.
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mit dieser statischen Aufstellung verbunden werden. So wird der Verlauf der
filmischen Argumentation innerhalb des dramaturgischen Rahmens deutlich,
kurz: wie die Story konstruiert ist. Da diese Methode jedoch nicht sehr
filmspezifisch ist, soll sie auch lediglich der Orientierung für die musikalische
Analyse dienen. Die statistische Analyse ist eine rein deskriptive Methode, die
sich ausschließlich auf das Medium Film bezieht und sowohl Kommunikationsfeld
als auch Kommunikationsprozeß zwischen Regisseur und Rezipient ausklammert.
Damit gehört sie übergeordnet zur achronen Methode der Filmanalyse, da sie
die Zeitbezüge der Produktions- und Rezeptionssituation außer Acht läßt.
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