Auswertung der Interviews
Die Interviews wurden nach Möglichkeit am gleichen Tag transkribiert. Einige
grammatikalisch fragwürdige Gesprächspassagen wurden stilistisch überarbeitet, wenn
nötig auch paraphrasiert. So wurde einerseits die Lesbarkeit des Interviewtextes
verbessert. Dieser Schritt trug aber auch der unterschiedlichen Wahrnehmung von
gesprochener und geschriebener Sprache Rechenschaft. Frei und intuitiv zustande
gekommene verbale Äußerungen mit all ihren Stockungen und Gedankensprüngen wirken
bei schriftlicher Wiedergabe häufig unbeholfen und erzeugen ein verfälschtes Bild des
Redenden. Scheinbar mangelhafte Sprachkompetenz wird dann allzuleicht mit
mangelnder fachlicher Kompetenz des Sprechers gleichgesetzt, was zu Fehlbewertungen
des Redeinhalts führen kann. (vgl. Baacke/Sander/Vollbrecht 1990b, 24).
Zum Zwecke der Datenreduktion wurden offensichtlich nicht zum Thema gehörende
Randbemerkungen und Abschweifungen bei der Transkription ausgespart, die
Auslassungen aber im Text markiert. Desweiteren wurden die Niederschriften um die
Beschreibung zusätzlicher Eindrücke zum (räumlichen) Umfeld, zu Atmosphäre und
Verlauf des Gesprächs ergänzt. Falls erforderlich, wurde ein Gedächtnisprotokoll
hinzugefügt, das nicht auf Band aufgezeichnete, themenrelevante Äußerungen des
Gesprächspartners während des vorbereitenden Telefongesprächs, des Warming-ups und
nach Beendigung des eigentlichen Interviews enthält.
Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte im Wesentlichen in zwei Schritten (vgl.
Grimmer 1988, 102ff):
Schritt 1: Rekonstruktion und Analyse des Einzelfalls Auf der Grundlage eines
thematisch vorstrukturierten Kriterienkatalogs wurden relevante Textstellen markiert,
kodiert und inhaltlich geordnet. Wie der Interviewleitfaden war auch dieser
Katalog offen angelegt, so dass während der Auswertung neu hinzukommende
Fragestellungen oder Besonderheiten des Einzelfalls mit einbezogen werden konnten
(offene Kodierung). Zur gleichen Kategorie gehörende Textsegmente wurden
zusammengefasst und ersten Interpretationen unterzogen. Diese Analyse des
Textmaterials lieferte die Basis für erste Hypothesen, die aber noch weitgehend auf die
Rekonstruktion des Einzelfalls beschränkt blieben. Ziel dieses Schrittes war es,
die der Beschäftigung mit PC-basierter Musiktechnologie zugrunde liegenden
individuellen Anwendungs- und Erfahrungszusammenhänge zu erfassen. Im Sinne des
theoretischen Samplings lieferte die Auswertung und Gliederung des bereits
gewonnenen Materials darüber hinaus Anhaltspunkte für die jeweils folgenden
Interviews.
Schritt 2: Vergleichende Analyse Nach Kategorien geordnet wurden Interviewäußerungen
aller Gesprächspartner gegenübergestellt, Gemeinsamkeiten und Abweichungen der
einzelnen Fälle herausgearbeitet und analysiert (axiales Kodieren). Gemäß der
oben beschriebenen Aufgabenstellung galt die Suche übergeordneten Motiven,
Handlungszusammenhängen und Bedeutungszuschreibungen, aber auch Abweichungen
und Sonderfällen.
Dem Prinzip des Theoretical Sampling folgend fand der Prozess der Datenauswertung
parallel zur Gewinnung weiteren Materials statt. Schon nach der Erhebung/
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