Aufnahmetechnologie, darunter eine nach seinen Entwürfen angefertigte Ampex
8-Spurmaschine. Dies wohlgemerkt zu einer Zeit, als sich die Mehrspurtechnik noch im
Experimentierstadium befand und kommerzielle Studios noch über keinerlei
vergleichbare Geräte verfügten. Die Besonderheit der Verbindung von Studio und
privatem Raum zeigte sich jedoch in der Vernetzung von Aufnahmeraum und dem
übrigen Ambiente, die Musikaufnahme in nahezu allen Lebenslagen erlaubte. Zusätzlich
zum eigentlichen Aufnahmeraum gab es Aufnahmegerät und Soundmixer im
Wohnzimmer und Kabelverbindungen in die meisten Räume bis hin zum Kopfhörer- und
Mikrophonanschluss über der Küchenspüle (ebd.). Was also dreißig Jahre später
mit den mobilen Portastudios zum Alltag werden sollte – die Produktion von
Musik in allen erdenklichen Räumlichkeiten –, wurde von Les Paul schon 1953
vorgelebt. Und: Dies geschah nicht nur abgeschieden von der Öffentlichkeit. Der
öffentlichkeitswirksame Einblick in seine Produktionsweise über Zeitschriftenartikel,
Werbeanzeigen für die von ihm mitkonzipierten Gibson-Gitarren, später auch über eine
eigene Radioshow, diente von Beginn an Pauls Vermarktungsstrategie (ebd.,
62ff).9
Wie Steve Waksman aufzeigt, geschah dies verträglich mit den bestehenden Normen. Das
Innovative, also in diesem Fall die Integration der Technik in den Privatbereich wurde in seiner
Wirkung ausgeglichen durch die Beibehaltung konventioneller Rollenstrukturen. Gleiches galt
für Pauls New Sound, der zwar mit innovativer Technologie realisiert wurde – was auch
öffentlichwirksam herausgestellt wurde –, der musikalisch aber eher traditionell angelegt war.
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Ein weiterer ›Homerecordler‹ mit Pionierstatus ist Pete Townshend, Gitarrist und
Songschreiber der britischen Band The Who. Zwischen 1983 und 2002 veröffentlichte
Townshend vier Alben/CDs mit Scoops, die er aus seinem viele hundert Aufnahmen
umfassenden Vorrat von »demo-tapes, home recordings and unreleased oddities«
(Townshend 1986) schöpfte. Im Begleittext zur ersten Veröffentlichung (1983) gibt er
Einblick in die Entwicklung seiner Studios zwischen 1964 und 1983. Die Auflistung
zeigt, was zu den entsprechenden Zeiten machbar war. Sie wird im Folgenden
dargestellt, da sie zumindest in den ersten Stadien keineswegs profitypisch war und
auch von Amateurmusikern in ähnlicher Form realisiert wurde (vgl. Wernicke
1989).
- Townshends »Studio One« war noch im Haus seiner Eltern eingerichtet,
zu einer Zeit als The Who eine unter vielen Londoner Garagenbands
waren. Es bestand aus »2 Vortexion mono tape machines, 1 microphone.
(A Reslo)«, einem Equipment also, mit dem Townshend immerhin
Sound-on-Sound-Overdubs machen konnte.
- Im »Studio Two« aus dem Jahre 1965, dem Erscheinungsjahr der Hitsingle
My Generation, arbeitete Townshend dann mit einer »Vortexion CBL stereo
machine and some more mikes«, die aber bald darauf, in
- »Studio Three« (1965/66) um eine weitere Stereomaschine ergänzt wurde.
Hiermit war es möglich, »to bounce in stereo«, also Stereo-Overdubs
im Ping-Pong-Verfahren zu machen. Weiter gehörte nun ein Hallgerät
(»Grampian spring reverb-luxury«) zur Ausstattung.
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