die bis hin
zu modernen Computeranwendungen beibehalten wurde. Zumindest von der
Anzahl der Spuren stand nun die gleiche Ausrüstung zur Verfügung, mit der
immerhin die Beatles Sergeant Pepper’s aufgenommen hatten. Durch interne
Mischvorgänge (Sub-Mixes) ließ sich die Zahl der tatsächlich genutzten Spuren noch
vergrößern. Anfang der 1980er Jahre erschienen dann die noch kompakteren
Vierspur-Kassettengeräte (Portastudios). Die mittlerweile als Hifi-Tonträger
etablierte Kassette konnte mit einer im Vergleich zur Normalfunktion doppelten
Laufgeschwindigkeit von 9,5 cm/Sek. Ergebnisse erzielen, die denen anderer Maschinen
kaum nach standen. Der Wechsel zur Kassettentechnologie schlug sich auch im
Anschaffungspreis nieder. Die ersten Geräte waren für (umgerechnet) 1200,– Euro zu
haben; bald waren jedoch auch einfachere Versionen für um 500,– Euro auf dem
Markt.
1.2.1. Professionelle Vorbilder
Durch den Gebrauch von Homerecording-Equipment wurde der private Raum zum
Produktionsambiente – mit einem bis dato nicht gekannten Grad des Einsatzes
elektronischer Musiktechnologie im häuslichen Bereich. Je nach Ausstattung zählten
neben dem Aufnahmegerät noch diverse Hall-, Echo- und andere Effektgeräte,
Abhöreinrichtungen, Mikrophone, Drumcomputer, Synthesizer und weitere Instrumente zum
Inventar vieler Amateurstudios (Wilkinson 1997), alles aufwändig miteinander verkabelt
und mitunter über mehrere Räume verteilt. Gleichzeitig entstand eine neue Musikpraxis,
die sich von traditionellen Musizierweisen durch eine ausgeprägte Mediatisierung sowie
durch das Ausmaß des technisch/musikalisch Machbaren, aber auch der hierzu
erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten unterschied. Der ›Studiobesitzer‹ wurde allzu
leicht, wie es Paul Théberge ausdrückt, zum »Bindestrich-Musiker« (hyphenated
musician), zum »singer-songwriter-producer-engineer-musician-sound-designer« (1997,
221). Diese Musikpraxis wurde vorgelebt durch professionelle Musiker, die (mitunter
schon lange vor der Verfügbarkeit spezieller Homerecording-Gerätschaften) ihre eigens
konzipierten Heimstudios zur Produktion von Demobändern oder zur Veröffentlichung
gedachten Aufnahmen nutzten.
Zu diesen professionellen Homerecording-Pionieren ist sicherlich der schon erwähnte
Les Paul zu rechnen. Bereits um 1935 experimentierte Paul mit der Musikaufnahme auf
Schallplattenrohlinge und spielte Begleit-Playbacks für den Eigenbedarf ein. In
den 40er, 50er und 60er Jahren veröffentlichte er eine Reihe im eigenen Studio
produzierter Singles, die es in den USA bis in die oberen Chart-Platzierungen
schafften. Lange Zeit arbeitete Paul in einer zu Werkstatt und Aufnahmestudio
umfunktionierten Garage, in der er aufnahmetechnische Experimente machte und
an Gitarren arbeitete. Immerhin verfügte dieses Studio über einen separaten
Kontrollraum, der jedoch, so Paul-Biographin Mary Shaghnessy, kaum mehr Platz
bot als für »a disc-recording lathe, mixing console, turntable, and monitor«
(1993, 124f). Mit dem Bau eines Hauses in New Jersey sollte diese Enge beendet
werden. Die Nutzung als Produktionsraum wurde der Planung zugrunde gelegt.
»[T]he entire house was centered around the creation of Les and Mary’s music«
(Waksman 1999, 64). In einem zentralen Aufnahmeraum verfügte Paul über neueste
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