- 19 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Nachbearbeitung zu haben werden möglichst alle Instrumente und Stimmen räumlich voneinander getrennt und auf isolierten Spuren eingespielt. Idealerweise findet dies in akustisch neutralen Räumen statt; die gewünschten Raumcharakteristika werden mittels künstlich erzeugten Nachhalls und anderen Effekten hinzugemischt. Die Zuordnung im Rechts/Links-Klangbild wie auch die Korrektur unterschiedlicher Dynamikverhältnisse erfolgt allein durch die Panorama- und Lautstärkeeinstellungen während des Abmischens. Dabei werden künstliche Raumumgebungen konstruiert. Charakteristisch für die meisten Rock/Pop-Produktionen ist ein Mix, bei dem die einzelnen Teile des Schlagzeugs den räumlichen Rahmen abstecken, in dem die übrigen Instrumente und Gesangsstimmen verteilt sind: »In effect, the entire ensemble appears to play as if inside a drum set of almost mythic proportions« (Théberge 1989, 104; Hervorhebung im Original).
  • Die beim Hören einer Aufnahme vernehmbare zeitliche Kontinuität verdankt ihr Entstehen allein der Platzierung der einzelnen Audiosegmente an einer bestimmten Stelle des Mehrspurbandes: »[O]ne moment of sound could be followed by another that did not follow it in real time; [. . . ], any sound might be overdubbed with another that was recorded at a different time« (Gracyk 1996, 51). Tatsächlich werden die einzelnen Parts losgelöst vom Songverlauf eingespielt, abhängig von ihrer Bedeutung für das jeweilige Aufnahmestadium oder der Verfügbarkeit der benötigten Musiker.
  • Die Simulation eines abgegrenzten Raums und eines zeitkontinuierlichen Ablaufs suggeriert eine Einheit auch auf sozialer Ebene. Unabhängig vom tatsächlichen Zustandekommen der Aufnahme erlebt der Hörer eine musizierende Gemeinschaft: »[T]he listener will tend to assume a ›we‹ in order to make sense of the multiple instrumental and vocal sounds of popular music recordings« (Théberge 1989, 108). Im Alleingang eingespielte ›One-Man-Band‹-Aufnahmen von Künstlern wie Les Paul oder Mike Oldfield spielen eher mit dieser Wahrnehmung, als dass sie sie in Frage stellen. Bezeichnenderweise scheint die optische Präsentation auch dieser Solowerke immer noch der Gruppenperformance zu bedürfen. So erschien Oldfield in einer für das Fernsehen produzierten Aufarbeitung seiner Multitrack-Einspielung Tubular Bells gleich als Mehrfachausgabe und spielte die einzelnen Instrumente im Ensemble mit Clones seiner selbst. Prince hingegen engagierte für Videoaufnahmen Musiker, die die Spielgesten zu den von ihm allein mittels Overdubbing eingespielten Instrumentalparts übernahmen. Als fragwürdiger Höhepunkt dieser Simulation von Ensemblepraxis zeigen sich immer wieder Darbietungen in Fernsehshows, bei denen ein Schlagzeuger aus Fleisch und Blut passende Spielbewegungen zu den real vom programmierten Digitaldrummer stammenden Schlagzeugparts des Playbacks liefert.
  • Die potenzielle Unabgeschlossenheit der Aufnahme

    Was nach Beendigung des Abmischvorgangs auf Schallplatte (später auf CD) zu hören ist, stellt nicht notwendigerweise eine finale Version dar, sondern kann durch


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