haben, Hände, Kopf und
Füße im Gespräch bewegen (ebd., S. 110). Freedman unterscheidet dabei zwei
Funktionssysteme. Das eine besteht aus objektbezogenen Gesten, das andere aus
körperbezogenen Bewegungen.
Objektbezogene Gesten veranschaulicht Freedman am Beispiel eines zehn Jahre alten
Kindes, das aufgefordert wird, eine Vase oder einen Hammer zu beschreiben:
unweigerlich werden die verbalen Ausführungen körpersprachlich untermalt. Die
objektbezogenen Gesten unterstützen das (innere) Bild des gemeinten Gegenstandes und
intensivieren die Beziehung zur verbalen Kodierung, d. h. dem Wort, das den
Gegenstand bezeichnet. Es ist eine alltägliche Erfahrung, dass auch Erwachsene in dem
Augenblick, wo ihnen ein Wort fehlt, in die Richtung des gemeinten Gegenstandes zeigen
oder auf andere Art gestikulieren. Die sprachbegleitenden Bewegungen stützen die
interne, mentale Repräsentation der Umwelt und stellen eine Brücke zu ihrer
sprachlichen Kodierung dar. In der Beschreibung der objektbezogenen Bewegungen
betont Freedman die rhythmische Natur derselben, indem er von einem »beat-like
accompaniment« (ebd., S. 114) spricht, diese anhaltende, sprachbegleitende
Bewegung erweitert die Grenzen des Vorstellungsvermögens. Menschen, deren
Sprachverhalten reich ist an objektbezogenen Gesten, weisen erwiesenermaßen eine
höhere Assoziationsfähigkeit auf, reagieren mit einer ausgedehnteren Vorstellungskraft
auf angebotene Stimuli (ebd., S. 114). Auch hier ist festzuhalten, dass objektbezogene
Gesten Bestandteil gesunden menschlichen Verhaltens sind. Freedman verweist auf die
Tatsache, dass es Schizophrenen oder auch Personen, die an geriatrischen Erkrankungen
leiden, an diesen Bewegungsformen mangelt (ebd., S. 115).
Körperbezogene Gesten sind beispielsweise zu beobachten, wenn ein Kind das Wort
›Rot‹ mit blauer Farbe geschrieben sieht und es die Farbe ungeachtet des geschriebenen
Wortes nennen soll. Die Irritation dieser Aufgabe verursacht eine Form der
Selbst-Berührung, die vorrangig Finger und Hände betrifft. Auch diese Bewegungen
(wie etwa das Kinn oder die Stirn zu reiben, an den Fingern zu nesteln, Haare
zu zwirbeln oder vieles mehr) sind gänzlich alltäglich. Die körperbezogenen
Gesten unterstützen die Empfindung des eigenen Ichs in der Kommunikation
und helfen, die Konzentration aufrecht zu erhalten. Freedman konnte in einer
Studie zeigen, dass Personen, die bewusst einer feindlichen Gesprächsatmosphäre
ausgesetzt werden, zu verstärkter Selbstberührung neigen (ebd., S. 116). Menschen in
entspannten Situationen dagegen haben es weniger nötig, sich ihrer selbst zu
versichern.
Neben der oben dargestellten Feinabstimmung in der Kommunikation dient die
beschriebene Verknüpfung von Sprache mit Gesten also zwei weiteren Zielen: Zum einen
werden die Verbindung von äußerer Realität und innerer Repräsentation unterstützt,
zum anderen das Ich-Bewusstsein und somit die Konzentration auf die Sache erhöht.
Bemerkenswert ist, dass auch in diesem Zusammenhang die rhythmische Prägung der
Gesten betont wird. Wenn Freedman von einem ›beat-like accompaniment‹
spricht, liegt hier der Gedanke an etwas wie einen Grundschlag in der Musik
nahe.