»aus den fest gewordenen
Zügen des Geschriebenen entstehende Form« an (Seidel 1993, S. 5). Um mehr den
normativen Charakter des Wortes ›Rhythmus‹ zu betonen, rückt Werner Jäger 1936 die
Verwandtschaft mit »abwehren, schützen« in den Mittelpunkt und betont damit nicht
das Fließende sondern dessen Begrenzung. Diese Deutung wird allerdings von Hjalmar
Frisk angezweifelt (Frisk 1960, S. 664f.). Ab 1950 kehrt die Forschung zur ursprünglichen
Etymologie im Sinne von »fließen, strömen« (ebd.) zurück, ergänzt durch die
These von Ernst Wolf, dass das Suffix des griechischen Stammwortes auf die
Wiederholung mehrerer gleichförmiger Vorgänge hinweist (vgl. Seidel 1998,
Sp. 259).
➢ | Eine eindeutige Wortbedeutung ist dem Begriff ›Rhythmus‹ schwer zuzuweisen. | |
3.1.2. Metrum
Der Terminus Metrum ist im Vergleich mit dem Begriff Rhythmus jünger und stellt sich
etymologisch einheitlicher dar, er wird übersetzt mit Maß (Frisk 1960, S. 220), Schema
oder Taktart (Kluge 1989, S. 476). Der Begriff Metrum ist enger als der des Rhythmus
verknüpft mit der Verslehre, Pfeifer übersetzt ihn mit »Versmaß, kleinste rhythmische
Verseinheit« (Pfeifer 1989, S. 1099). Festzuhalten bleibt, dass die Begriffe Rhythmus und
Metrum ein Paar bilden können, jedoch keinen Gegensatz zueinander darstellen, sondern
unterschiedliche Aspekte eines gemeinsamen Prinzips betonen (vgl. Seidel 1998,
Sp. 259).
➢ | Die Begriffe Rhythmus und Metrum treten häufig gemeinsam auf und sind nicht
klar voneinander abgrenzbar. | |
3.1.3. Takt
Das Wort stammt von dem lateinischen Ausdruck für Berührung (›tactus‹) bzw.
berühren (›tangere‹) ab (vgl. Kluge 1989, S. 719). Pfeifer (1989, S. 1777) nennt u. a.
folgende Bedeutungen: »regelmäßiger, durch eine Berührung ausgelöster Schlag
von Uhren« und »Schlag, der den Rhythmus angibt«, bevor er die Beziehung
zur Musik konkretisiert und »kleinste, in der Notenschrift durch senkrechte
Striche eingegrenzte Einheit im Aufbau eines Musikstückes« formuliert (ebd.).
Schon Augustinus beschreibt eine Bewegung, die die Ausführung der Versfüße
unterstützt, dieser Vorgang des Taktschlagens wird ab dem 16. Jahrhundert unter dem
Begriff ›tactus‹ verstanden: »Der Terminus besagt, daß durch das Berühren eines
Gegenstands mit dem Finger, der Hand oder dem Fuß die Zeit, in der sich eine
Musik zu halten hat, abgemessen wird.« (Seidel 1998, Sp. 259). Hier steht die
körperlich-sinnliche Erfahrung im Vordergrund, nicht die kognitiv-abstrakte
Analyse.
➢ | Der Takt ist ursprünglich ein Hilfsmittel zur Aufführung bzw. Interpretation und
erst später ein abstraktes Schema. | |