of those promoting music
education.«17
Die berechtigte Skepsis gegenüber dem »Mozart-Effekt« sollte jedoch nicht darüber
hinwegtäuschen, dass eine Reihe anderer Studien nahe legen, dass das aktive Musizieren sehr wohl
positive Wirkungen z. B. auf die Sprachfähigkeit oder das sog. »soziale Lernen« bei Kindern
hat.18
Vgl. z. B. Klemm, G.: Untersuchungen über den Zusammenhang musikalischer und
sprachlicher Wahrnehmungsfähigkeiten, Frankfurt (1987) oder eine gute Zusammenfassung
der Studien bei Spychiger (1997).
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Allerdings ist diese Erkenntnis weder besonders neu, noch ist sie spektakulär genug, um
ähnliche Resonanz in den Medien hervorzurufen wie der »Mozart-Effekt«. Die Popularität
dieses Phänomens liegt sicher zu einem großen Teil auch im Faszinosum Mozart selbst
begründet.19
Vgl. auch zum Thema »Musikvermarktung, Beispiel Mozart« Rösing (1997): Musik im Alltag,
123–125.
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Don Campell schreibt:
»Clearly, the rhythms, melodies, and high frequencies of Mozart’s music
stimulate and charge the creative and motivational regions of the brain. But
perhaps the key to this greatness is that it all sounds so pure and simple.
Mozart does not weave a dazzling tapestry like the great mathematical genius
Bach. He does not raise tidal waves of emotions like the epically tortured
Beethoven.«20
Den eigentlichen Grund für die »Kraft« von Mozarts Musik sieht Campell jedoch in
dessen Kindheit verborgen, insbesondere in der Tatsache, dass er schon vor der Geburt
ständig Musik ausgesetzt gewesen ist. Dabei vergisst er jedoch, dass Ähnliches
auch z. B. für Bach und Beethoven gilt. Das Begreifen von Mozarts Musik
als eine pragmatische, quasi medikamentöse pädagogische Maßnahme (unter
Berufung auf umstrittene Forschungsergebnisse) rückt den »Mozart-Effekt«
in die Nähe der amüsanten Pressemeldungen über klingende Kuhställe und
Orangenplantagen. Dort – wie auch in den Geschichten über angebliche Steigerungen
von Ernteerträgen durch Klassik-Beschallung – wird immer auch versucht,
den »Wert« (hier den Nutzwert) einer geistigen Schöpfung (klassische Musik)
mithilfe von naturwissenschaftlich messbaren Indikatoren zu beweisen. Dahinter
steckt ein evolutionsbiologisch motiviertes Wertesystem. Elisabeth Haselauer
schreibt:
»Wir Menschen empfinden Wertunterschiede zwischen höheren und niederen
›Harmonien‹ (im Allgemeinen) und lassen niedere nur gelten, wenn
sie den höheren gleichsam nichts antun. (...) Gräser und Löwenzahn
sind nur so lange wunderbar, als sie nicht in unserem Blumenbeet
wachsen.«21
Nach Haselauer gibt es auch bei der Bewertung von Musik die Tendenz, eine komplexer
organisiertere als höherwertig einzuschätzen. Die vielen kuriosen Geschichten über
Wirkungen von Klassik-Beschallungen treffen letztlich genau diesen Nerv. Sicher ist es
nicht schädlich, Kindern Mozart-Sonaten vorzuspielen. Bedenklich wird es erst, wenn die
Mozart-Beschallung vorrangig nur Eltern ein gutes Gewissen beschert, nämlich das
Bewusstsein, allein durch den Erwerb einer Mozart-CD schon eine Menge für den
Nachwuchs getan zu haben. Analog dazu ist auch die Zeitungstory »Klassik gegen
Junkies«22
Süddeutsche Zeitung, a.a.O.
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bedenklich, weil sie suggeriert, allein durch diese
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