- 5 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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erst gar nicht zu betreten.

Der Soziologe Jan Wehrheim benennt sechs Dimensionen der Raumkontrolle, die die Grundlage bilden können für einen Ausschluss bestimmter Gruppen aus Raum:

  1. Juristisch: Durch Gesetzesnovellierungen (kommunale Sicherheits- und Ordnungsgesetze) werden Verhaltensweisen an bestimmten Orten unterbunden (z. B. Betteln, Alkoholgenuss).
  2. Personell/organisatorisch: Die Erhöhung der Kompetenzen für Polizei und Bundesgrenzschutz ermöglicht Platzverweise, Aufenthaltsverbot, Verbringungsgewahrsam und geografisch begrenzte, verdachtsunabhängige Kontrollen. Recht neu ist der Einsatz kommerzieller Sicherheitsdienste im privaten, aber auch im öffentlichen Raum.
  3. Technisch: Videoüberwachung erlaubt ein Detektieren auszuschließender Personen, kann aber auch allein durch die Präsenz der Kameras bereits zu einer Disziplinierung innerhalb eines Raumsegments beitragen.
  4. Symbolisch/physisch: Barrieren symbolischer oder physischer Natur regulieren die Zugänglichkeit. Materialien wie verspiegeltes Glas, Marmor und Granit haben einen sozialen »Doppelcharakter« und sind in der Lage, zusammen mit einer gesteigerten Sauberkeit, zu einer Ästhetisierung von Raum zu führen, die einen »social filter« produziert. Mauern schaffen einen unmittelbaren physischen Ausschluss, während Armlehnen an Bänken bestimmte Verhaltensweisen unterbinden (z. B. das Liegen auf Bänken).
  5. Ökonomisch: Eintrittspreise für das Betreten von Räumen.
  6. Geographisch: Die Lage von Einkaufzentren »auf der grünen Wiese« verhindert bereits die Präsenz einer unerwünschten Klientel, denn oft ist allein zum Erreichen ein PKW nötig.7
    7
    Wertheim (2002) 25.

Die ersten vier der aufgelisteten Dimensionen lassen sich eindeutig am Hbf Hamburg festmachen (Kapitel 3.3). Die Musikbeschallung ist der vierten Dimension beizuordnen. In Kapitel 6.2 zeigt sich auch, dass die Weise, wie klassische Musik als Dauerberieselung am Bahnhofsvorplatz und in den U-Bahnhöfen vermittelt wird, letztlich ähnlich flach ausfällt wie die Oberfläche des genannten Baumaterials mit sozialem »Doppelcharakter«.


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