des Frequenzspektrums weggefiltert. Dies sei in
der Vergangenheit geschehen, um das Muzak-Angebot dezenter zu gestalten, was jedoch
in der Zwischenzeit hinfällig geworden sei, da sich die Aufnahmequalität populärer
Musik insgesamt verbessert habe und Muzak mit dieser Entwicklung nun Schritt halten
müsse, erklärt mir Hartmann. Wahrscheinlicher scheint jedoch doch die Vermutung, die
Fehling bereits 1976 äußerte, dass »die Hersteller der funktionellen Musik aus der Not –
sprich: Begrenzung der Kanalkapazität bei Telefonübertragungen oder Einengung
des Frequenzumfanges durch die zwangsläufig niedrige Geschwindigkeit der
Abspielmaschinen (4,75 cm/sec) – eine Tugend machen wollen. Was aus technischen
Gründen nicht anders zu machen ist, wird als wissenschaftliche Erkenntnis
verkauft«81 .
Auffällig ist, dass die Argumentation aufgrund von »wissenschaftlichen Erkenntnissen«
im Werbematerial der Firma kaum noch eine Rolle spielt. Die vermeintlich
»wissenschaftlichen« Nachweise über die angeblich erwiesenen Effekte der funktionellen
Musik auf Produktivität (in der Arbeitwelt) und Absatz (in Kaufhäusern) konnten von
unabhängigen Studien kaum bestätigt werden. So beschränkt sich Muzak heute vor
diesem Hintergrund weitest gehend darauf, ganz einfach eine »schöne Atmosphäre« zu
erzeugen. Dieses geänderte Selbstverständnis ist auf der US-Website zusammengefasst,
so seien die Muzak-Programmgestalter in Wirklichkeit »audio-architects«, »not
scientists using formulas and rules, but designers shaping the way music is
heard«82 .
Das Unternehmen erreichte damit (nach eigenen Angaben) im Jahre 1998 80 Mio.
»Hörer« weltweit, das Muzak-Angebot wurde von ca. 250 000 Betrieben (z. B. Büros,
Geschäften, Restaurants) abonniert.
4.4. Funktionelle Musik im Spiegel der Kritik
4.4.1. Wirkungsdimensionen
Musik wirkt. Diese vermeintlich simple Tatsache wird nicht nur jeder Musikliebhaber
bestätigen, sondern sie ist auch Gegenstand zahlreicher Untersuchungen
der Musikpsychologie und verschiedener Subdisziplinen. Musikwirkung ist
messbar. Auf der physiologischen Ebene sind beispielsweise Veränderungen
der vegetativen Funktionen, der Muskelaktivität und elektrophysiologische
Vorgänge (z. B. Änderung des Hautwiderstandes) zu beobachten und zu
quantifizieren.83
In den letzten Jahren sind besonders neurophysiologische Vorgänge beim Musikhören in den
Mittelpunkt des Interesses gerückt, doch auch mit Hilfe von konventionelleren Mitteln
(z. B. Befragungen) wird versucht, etwa den vegetativen Wirkungen auf die Spur zu
kommen.84
Im Bereich der funktionellen Musik/Hintergrundmusik steht nicht die Wirkung an sich
in Frage, sondern ihre Kalkulierbarkeit gemäß den Versprechen der Anbieter.
Klaus-Ernst Behne untersuchte im Rahmen einer Meta-Studie 153 empirische
Studien zum Thema »Hintergrundmusik« auf signifikante Ergebnisse in Bezug auf
außermusikalisches Verhalten . Der Befund fiel so negativ aus, dass er
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