- 43 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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»Soon, as tall buildings continued to sprout in North American cities, nervous riders of a new gadget called the elevator were calmed by the subtle tones of music by Muzak, much to the delight of their employers and their neighborhood department stores.«76

76
Zit. nach: http://www.muzak.com/corp/default.asp (Link: »History«).

Beflügelt von verheißungsvollen (und aus heutiger Sicht häufig wenig seriösen) Studien zur Effizienzsteigerung eroberte Muzak in den darauf folgenden Jahren auch die Arbeitswelt. In Deutschland ist Muzak seit 1958 vertreten. In den 1950ern entwickelte der Konzern auch die sog. »stimulus-progression«-Formel als Grundlage für die Konzeption seiner Programme. Die Formel, deren Namen nicht umsonst behavioristische Assoziationen weckt, setzt verschiedene Parameter der Musik (Dynamik, Besetzung, Tempo) in direkten Zusammenhang mit der Aktivierung/Regulierung menschlicher Produktivität. Musik wurde daraufhin bei Muzak fortan »programmiert«, d. h. Stücke wurden auf den Muzak-Kanälen nach Kriterien der »stimulus-progression« in Fünfer-Blöcken mit ansteigender Intensität gruppiert. Übertragungskanäle und damit die Bandbreite haben sich im Laufe der Jahre mit der technischen Entwicklung geändert. In den 1950ern wurde bei Muzak das Magnetband eingeführt, in den 1980ern ersetzt durch CDs und in der jüngeren Vergangenheit durch Festplattenspeicher ergänzt. Die telefonische Musikübertragung ist ebenfalls in den 1980ern abgelöst worden durch digitale Satellitenübertragung. Die Musik Muzaks, als Inbegriff der funktionellen Musik schlechthin, wurde hinsichtlich ihrer Herstellungskriterien in der musikpsychologischen Literatur lange Zeit auf bestimmte Merkmale reduziert.77

77
Vgl. z. B. Fehling (1976) 25–36.
Angeführt wurden u. a. immer wieder:
  • Eliminierung der Singstimme (Übernahme der Melodie durch ein Soloinstrument)
  • Frequenzbeschneidung (übrig bleibt ein Band zwischen 400 und 3000 Hz)
  • reglementiertes Tempo (70–80 bpm.)
  • reduzierte Harmonik
  • durchschnittlicher Bekanntheitsgrad der umarrangierten Werke
  • Unzulässigkeit von Wiederholungen im Programm

Inzwischen spielt jedoch eine solcherart gestaltete funktionelle Musik bei Muzak nur noch eine untergeordnete Rolle bzw. die meisten dieser »Produktionsanweisungen« kommen nicht mehr zum Einsatz. Eingeleitet wurde dieser »Paradigmawechsel« Mitte der 1980er, als Muzak in den USA eine Partnerschaft mit dem »foreground-music«-Anbieter Yesco einging.78

Damit hielten erstmals auch Originalaufnahmen Einzug in das Muzak-Angebot. Eigens produzierte funktionelle Musik wird heute (in Europa) nur noch auf dem sog. »Environmental«-Satellitenkanal (2) gesendet, auf allen anderen sieben Kanälen laufen Originale:


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