- 41 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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Wirkungen, daß er kaum empirisch abgesichert werden kann«.67
67
Motte-Haber (1996) 218.
Vaneceks Überprüfung in vier Wiener Kaufhäusern brachte z. T. überraschende Ergebnisse.68
68
Vgl. Vanecek (1991) 66ff.
Er untersuchte 1990 die Wirkung von verschiedenen Programmangeboten der Firma Reditune (kategorisiert in »beruhigend« = Blaues Programm, »belebend« = Rotes Programm und »alternierend« = Gelbes Programm) anhand von Interviews, in denen rund 1200 Kunden und 200 Verkäufer befragt wurden. Erstaunlich ist die ermittelte hohe Akzeptanz: 56 % der Kunden empfinden die Musik als angenehm, nur 15 % fühlen sich von ihr gestört. Gleichzeitig ist rund die Hälfte der Kunden davon überzeugt, mit Musikberieselung länger im Kaufhaus zu verweilen, etwa ein Drittel glaubt sogar, durch sie bei Kaufentscheidungen beeinflusst zu werden. Dieses ermittelte Bewusstsein für eine beeinflussende Wirkung der Kaufhausmusik hat sicher auch mit der Thematisierung von funktioneller Musik und ihrer Wirkung seit den 1970er Jahren zu tun. Weniger gut zu funktionieren scheint jedoch die Regulierung des Aktivierungsniveaus der Kunden. Immerhin 58 % der Befragten empfanden die »beruhigende« Musik als belebend, 38 % die »belebende« als beruhigend. Auch seitens des Personals ist eine recht hohe Akzeptanz ermittelt worden: 67 % der Beschäftigten empfanden sie als angenehm, an eine Arbeitserleichterung durch die Beschallung glaubten jedoch nur 20 %. Ermittelt worden sind starke Habituierungseffekte seitens des Personals: rund 75 % gaben an, die Musik zeitweilig nicht oder überhaupt nicht mehr zu hören. Vaneceks Studie bestand neben den Interviews auch aus einer Messung der Verweildauer der Kunden. Diese konnte die Hypothese eines längeren Aufenthalts bei Musikberieselung durchaus bestätigen (in drei von vier Kaufhäusern). Insgesamt zeigten sich jedoch deutliche Differenzen der Faktoren Umsatz und Verkauf in den untersuchten Kaufhäusern und der Wirkung der jeweilig getesteten Musikprogramme, so dass er abschließend resümiert, dass »Versuche, den Einsatz der Hintergrundmusik auf ihre Auswirkung auf Kunden, Personal und den Umsatz hin zu optimieren, sicher erfolgreich sein werden, wenn personale, situative und imagebezogene Faktoren eines Kaufhauses mit erfasst und berücksichtigt werden«.69
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Vanecek (1991) 68.
Soll heißen: es gibt keine Kaufhausmusik, die überall gleich gut wirkt. Deutlich kritischer als Vaneceks Resümee fällt die Interpretation des Forschungsstandes zum Thema Kaufhausmusik von Rösing aus:

»Da aber zusätzlich zur Musik derart viele weitere verhaltensbeeinflussende Variablen auf die Kaufhauskunden einwirken, kommt letztlich der Musik für das Käuferverhalten eine nur geringe Erklärungskraft zu.«70

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Rösing/Bruhn (1997) 1586.

Als wahrscheinlich gilt jedoch ihrer Meinung nach der Einfluss von Lautstärke und Tempo der Musik auf die Verweildauer – zu laute oder zu schnelle Musik scheint den Aufenthalt der Kunden zu verkürzen.71

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Vgl. Ebd.
Bevor man der Deutschen Bahn jedoch, basierend auf dieser Erkenntnis, einen vorschnellen Rat zum Einsatz von z. B. Speed-Metal in entsprechender Lautstärke aussprechen möchte – den Wunsch nach einer allgemein kürzeren Verweildauer auf dem Bahnhofsvorplatz einmal unterstellt – gilt es, sich die unzähligen Unterschiede zwischen dem beschallten Raum

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