Und tatsächlich ging diese Prophezeiung nicht einmal einhundert
Jahre später mit den
HipHop-DJs aus der New Yorker Bronx in Erfüllung. Sie aber gaben sich mit einem einfachen
Rückwärtsabspielen nicht zufrieden. Grandmaster Flash entwickelte das Verfahren des
»Backspinnings«28
28 »Eine [...] technische Neuerung Flashs war das Backspinning, das schnelle
Zurückziehen
einer Passage, ohne die Beats zu verlieren. Ausrufe wie ’let’s dance’ oder ’rock it’
konnten nun endlos oft wiederholt werden und zwischen die Breakbeats gesetzt werden.
Dies geschah auf zwei Arten: Entweder wurde das schnelle Zurückziehen als Soundeffekt
(lautes Quietschen) genutzt, oder aber das Zurückziehen der Platte geschah vollkommen
lautlos, indem der Crossfader schnell auf die andere Seite geschoben und erst nachdem
die Nadel zurückgedreht war, wieder zurückgeschoben wurde. Je perfekter Flash diese
Technik beherrschte, um so eleganter und feiner konnte er Teile eines Songs in
einen anderen Song einbauen - ohne daß Klebespuren und Bastelflecken der
Montagearbeit am Endprodukt wahrgenommen wurden. Obwohl Flash mit
seiner experimentierfreudigen DJ-Virtuosität anfangs auf Zurückhaltung beim
Publikum stieß, war er schon 1979 eine Berühmtheit.« Poschardt (1997, S.
173).
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das auch die Grundlage zu den Echtzeitmontagen der DJs (s.u.) bildet. Beim Backspinning wird
die Schallplatte gegen die Laufrichtung schnell zurückgezogen. Daraus resultiert ein besonderer
Soundeffekt. Spezielle Tonabnehmersysteme, die mit beidseitig geschliffenen Diamanten
ausgerüstet29
sind, verhindern dabei ein Herausspringen der Nadel aus der Plattenrille. Eine weitere
spezifische DJ-Praxis ist das Scratchen. Scratchen heißt die Schallplatte bei
aufgelegter Nadel ruckartig vor- und zurückziehen. Dafür legt der DJ zwischen
»turntable«30 und
Schallplatte eine »slipmat«31
31 »Slipmats sind Filzplatten, die auf den Plattenteller gelegt werden, um den
Widerstand der Scratch-Bewegungen auf dem Plattenteller abzufangen. Die Slipmat
rutscht über den Plattenteller und mildert so die Bremswirkungen der gegen die
Drehrichtung vorgenommenen Plattenbewegungen durch den DJ.« Poschardt (1997, S.
242).
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.
Aus Backspinning und Scratching ging als eigenständige Spieltechnik am
Schallplattenspieler das »DJing« hervor.
»Das Erzeugen von Klangeffekten durch rhythmisches Vor- und Zurückbewegen
der Schallplatte wird generell als Scratchen bezeichnet. Dabei bewegt eine
Hand die Platte, während die andere am Mixer mit dem Crossfader oder
Transformer das Zurückholen der Platte ausblendet. Fingerspitzengefühl und
rhythmisch-musikalische Koordination beider Hände sind daher wichtige Voraussetzungen
für das Scratchen. Diese Technik wurde im Laufe der Zeit so sehr weiterentwickelt
und verfeinert, daß [...] ein Spezialgebiet enstanden ist: Das Djing im Studio
oder auf der Bühne als Mitglied einer Rap Band.«32
32 Bahar (1996, S. 279)(Hervorhebung im Original).
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Taner Bahar unterscheidet perkussives Scratchen und kommentiertes Scratchen. Beim
perkussiven Scratch »soll das Feeling des Beats, den Flow durch rhythmische Akzente
unterstützen.«33
Häufig werden für perkussive Scratches Bass- oder Snare-Drum Sounds verwendet.
Kommentiertes Scratchen arbeitet mit einzelnen Worten oder Sätzen. Der DJ
unterstützt oder kommentiert die Aussagen der Rapper/innen.
Die »Turntable trickery«34
34 Fernando (1994, S. 223).
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der DJs hat heute in der populären Musik den Status einer eigenen Kunstform mit regelrechten Virtuosen
am ›Instrument‹35
35 S.H. Fernando schreibt z.B. über das Spiel des DJ-Akrobaten Rob Swift:
»Demonstrating
the X-Men’s speciality, Rob makes new beats by scratching certain segments
of records and cutting between turntables with blurring speed and precision.
Without headphones, he cuts by sound, sight, and feel, his fingertips gliding
alternately over each platter as the free hand slides the cross fader. Teasing
the fader back and forth rapidly while deftly massaging the record produces
fluid chirping sounds, which he improvises into a melody as his hand dances
over the revolving disc. Sometimes Rob also moves the pitch control up and
down, changing the speed of the record as it revolves. He coaxes sounds from
the wax that the turntable, left alone, would never have produced, creating
something uniquely his own. In this respect Rob and his crew are musicians, playing
the turntables as one would play the saxophone, drums, or guitar.« Ebd. (S.
223).
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hervorgebracht. DJing ist eine Form im Medium des Recordings, die längst
nicht mehr
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