die Kommunikation. Kommunikation
vollzieht sich also in der Erfüllung von Information, Mitteilung, Verstehen. Das
Verstehen ist dabei genauso kontingent, wie die Selektionsentscheidungen, die
beim Erstellen von Information getroffen werden. Denn Information wird (von
einem anderen Bewußtsein) interpretiert, verstanden, ein wenig verstanden,
mißverstanden etc. Luhmann spricht daher auch von der doppelten Kontingenz der
Kommunikation.96
96 Vgl. u.a. GdG (S. 212).
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Das Zustandekommen und die Stabilisierung von Kommunikation ist das alltägliche
Wunder der Gesellschaft, aber keins einer ontologischen Metaphysik, sondern eins der
Rekursion.
»Man kann es auch so sagen: Stabilisierung durch Rekursion und Vernetzung
macht die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation zur soziologischen Normalität.
Die Verkettung der Selektionen macht sie einheitsfähig – nicht etwa ein kollektives
Bewußtsein der Kommunikation.«97
Eigentümlicherweise schließt Luhmann den
Menschen98
98 Das Subjekt löst die Systemtheorie in Teilhaber an verschiedenen Systemen auf:
»Der
Mensch ist keine autopoietische Einheit, sondern er besteht aus einer Vielzahl
unterschiedlicher Systemarten. Das psychische System (des Menschen) befindet sich
ebenso wie das lebende und das neurophysiologische System nicht innerhalb, sondern
außerhalb des Sozialen, aber es besitzt in der Umwelt sozialer Systeme die priveligierte
Position, Kommunikation irritieren oder reizen zu können.« Kneer; Armin (1993, S.
80).
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als Sender oder Empfänger von Kommunikation, wie z.B. in der klassischen
Kommunikationstheorie, aus der Systemtheorie aus. Denn: »Menschen können
nicht kommunizieren, nicht einmal ihre Gehirne können kommunizieren, nicht
einmal das Bewußtsein kann kommunizieren, nur die Kommunikation kann
kommunizieren.«99
99 Luhmann (1988b, S. 884).
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Das Bewußtsein kann lediglich an das System der Kommunikation durch strukturelle
Kopplung ›andocken‹.
»Der homo sociologicus tritt mit seinesgleichen in Verhältnisse reziproker
struktureller Kopplung; daraus entsteht Kommunikation als ›das gegenseitige
Auslösen von koordinierten Verhaltensweisen‹.«100
Koordination und Selbststabilisierung nimmt Luhmann auch für das Kunstsystem an.
Er beschreibt
Kunst101
101 Dem Kunstsystem schlägt Luhmann relativ unterschiedslos neben der bildenden Kunst
auch Literatur, Theater, Tanz und Musik zu. Er untersucht im Kontext seiner Theorie
Kunst als ein funktionales und geschlossenes Teilsystem der Gesellschaft. Luhmann ist
kein Kunstexperte. Seine Thesen aber versprechen Erkenntnismöglichkeiten für die
jeweils, ›zuständigen‹ wissenschaftlichen Disziplinen Musik, Kunst, Theater, Literatur
usf. und sind daher kritisch zu überprüfen.
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als ein
autopoietisches, geschlossenes Funktionssystem in einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft.
Luhmann entwirft eine kognitive Kommunikationstheorie, die Kunstwerke als intentional erzeugte
Beobachtungsverhältnisse102
faßt. Wahrnehmbar – oder systemtheoretisch gesprochen: beobachtbar – sind die in ein
Kunstwerk eingelassenen Formen. Mit Formen meint Luhmann nicht die wie auch immer
geformte, äußere Gestalt eines Kunstwerks, sondern die in das Kunstwerk eingelassenen,
beobachtbaren Unterscheidungen: »Das Kunstwerk
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