- 48 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (47)Nächste Seite (49) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

die Kommunikation. Kommunikation vollzieht sich also in der Erfüllung von Information, Mitteilung, Verstehen. Das Verstehen ist dabei genauso kontingent, wie die Selektionsentscheidungen, die beim Erstellen von Information getroffen werden. Denn Information wird (von einem anderen Bewußtsein) interpretiert, verstanden, ein wenig verstanden, mißverstanden etc. Luhmann spricht daher auch von der doppelten Kontingenz der Kommunikation.96
96 Vgl. u.a. GdG (S. 212).
Das Zustandekommen und die Stabilisierung von Kommunikation ist das alltägliche Wunder der Gesellschaft, aber keins einer ontologischen Metaphysik, sondern eins der Rekursion.

»Man kann es auch so sagen: Stabilisierung durch Rekursion und Vernetzung macht die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation zur soziologischen Normalität. Die Verkettung der Selektionen macht sie einheitsfähig – nicht etwa ein kollektives Bewußtsein der Kommunikation.«97

97 Bolz (1993a, S. 42).

Eigentümlicherweise schließt Luhmann den Menschen98

98 Das Subjekt löst die Systemtheorie in Teilhaber an verschiedenen Systemen auf: »Der Mensch ist keine autopoietische Einheit, sondern er besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Systemarten. Das psychische System (des Menschen) befindet sich ebenso wie das lebende und das neurophysiologische System nicht innerhalb, sondern außerhalb des Sozialen, aber es besitzt in der Umwelt sozialer Systeme die priveligierte Position, Kommunikation irritieren oder reizen zu können.« Kneer; Armin (1993, S. 80).
als Sender oder Empfänger von Kommunikation, wie z.B. in der klassischen Kommunikationstheorie, aus der Systemtheorie aus. Denn: »Menschen können nicht kommunizieren, nicht einmal ihre Gehirne können kommunizieren, nicht einmal das Bewußtsein kann kommunizieren, nur die Kommunikation kann kommunizieren.«99
99 Luhmann (1988b, S. 884).
Das Bewußtsein kann lediglich an das System der Kommunikation durch strukturelle Kopplung ›andocken‹.

»Der homo sociologicus tritt mit seinesgleichen in Verhältnisse reziproker struktureller Kopplung; daraus entsteht Kommunikation als ›das gegenseitige Auslösen von koordinierten Verhaltensweisen‹.«100

100 Bolz (1993a, S. 40).

Koordination und Selbststabilisierung nimmt Luhmann auch für das Kunstsystem an. Er beschreibt Kunst101

101 Dem Kunstsystem schlägt Luhmann relativ unterschiedslos neben der bildenden Kunst auch Literatur, Theater, Tanz und Musik zu. Er untersucht im Kontext seiner Theorie Kunst als ein funktionales und geschlossenes Teilsystem der Gesellschaft. Luhmann ist kein Kunstexperte. Seine Thesen aber versprechen Erkenntnismöglichkeiten für die jeweils, ›zuständigen‹ wissenschaftlichen Disziplinen Musik, Kunst, Theater, Literatur usf. und sind daher kritisch zu überprüfen.
als ein autopoietisches, geschlossenes Funktionssystem in einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft. Luhmann entwirft eine kognitive Kommunikationstheorie, die Kunstwerke als intentional erzeugte Beobachtungsverhältnisse102
102 Vgl. KdG (S. 188).
faßt. Wahrnehmbar – oder systemtheoretisch gesprochen: beobachtbar – sind die in ein Kunstwerk eingelassenen Formen. Mit Formen meint Luhmann nicht die wie auch immer geformte, äußere Gestalt eines Kunstwerks, sondern die in das Kunstwerk eingelassenen, beobachtbaren Unterscheidungen: »Das Kunstwerk

Erste Seite (i) Vorherige Seite (47)Nächste Seite (49) Letzte Seite (123)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 48 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien