- 32 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Eine Musik in/mit den (Re-)Produktionsmedien, wie sie im vorherigen Kapitel dargestellt wurde, wirft aus wissenschaftlicher Perspektive Fragen nach Methoden und Modellbildungen für theoretische Beobachtungen auf. Dieses Kapitel soll einen Überblick über den Stand der musikwissenschaftlichen und medientheoretischen Diskurse vermitteln und den hier vorgeschlagenen neuen, systemtheoretischen Zugriff auf den Gegenstand erläutern.

3.1.  Musiktheorie

Medienästhetische Phänomene in der Musik fallen durch das Raster der Allgemeinen Musiklehre.1

1 Ziegenrücker (1979).
Sie stehen quer zu den klassischen Disziplinen der systematischen Musikwissenschaften.2
2 Dahlhaus (1988).
Medienmusik wird in der aktuellen musikwissenschaftlichen Literatur – wenn überhaupt – bisher nur punktuell behandelt. Die musikwissenschaftlichen Diskurse zu diesem Thema kreisen überwiegend um eine Dichotomie von Musik und Technik. Analysiert werden dabei häufig die Einflüsse des Technischen als etwas ›Künstliches‹, das einer »natürlichen«3
3 Blaukopf unterscheidet z.B. mit dem Informationstheoretiker Abraham Moles zwischen natürlicher und technischer Kommunikation. Blaukopf (1982, a.a.O., S. 259).
, scheinbar ursprünglichen (Konzert)Musik zugefügt wird. Die Differenz zwischen technisch-künstlichem und natürlichem Übertragungsweg4
4 Moles (1971, S. 19).
von Musik ist bereits 1930 beschrieben worden. Der Autor, Bernhard Winzheimer, kommt zu der Feststellung,

»daß das musikalische Kunstwerk einem Lautsprecher entströmend, aus vielerlei Gründen nicht mehr dasselbe ist, wie es unter den Händen des Künstlers entstand und daß eine reichliche Scheidung geboten ist zwischen Musik als Kunst und jener Übertragungsmusik, die unter anderen Gegebenheiten und Zielsetzungen ihren Hörerkreis sucht und findet.«5

5 Winzheimer (1930, S. 3f), zitiert nach: Blaukopf (1982, S. 245 f).

Die Transformationsprozesse von der Aufnahme einer ›natürlichen‹ Musik bis zur Wiedergabe als ›künstliche‹ Musik läßt sich mit Kurt Blaukopf auf drei Ebenen beschreiben: Die akustische Disposition des Aufnahmeraums, die Veränderungen der raumakustischen Merkmale im technischen Bereich des künstlichen Kanals und die akustische Charakteristik des Wiedergaberaums. Musik aber war immer schon ›künstlich‹, mit den Technologien ihrer Erzeugung eng verbunden.6

6 Vgl. hierzu etwa Kittler (1997); oder das Kapitel »Musikgeschichte als Technikgeschichte« in Schläbitz (1997).


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