genannten Herrschaften
ebenfalls unbeachtet, eine bestimmte Mixkultur am Scratchen: Ein neues
Stück kündigt sich im vorherigen durch eine sequenzierte, rhythmische Abfolge
eines mehr oder minder charakteristischen Wortes, Satzes, Geräusches an,
ebenso können Wörter oder Geräusche in die folgende Platte isoliert fortgeführt
werden (das entspricht etwa dem Vermalen zweier Farbflächen, die in einem
Bild aufeinandertreffen; aber ich will nichts beschönigen: Plattenauflegen ist
längst nicht so romantisch wie Malen!).«109
109 Westbam (1997, S. 24).
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Der spezifische Gebrauch der Schallplatte und des Abspielgeräts als
Musikinstrument
durch die DJs hat dazu geführt, daß Schallplattenspieler und spezielle DJ-Mischpulte
heute neben Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Synthesizer im Musikalienhandel verkauft
werden.
2.2.6. Zusammenfassung
In diesem Kapitel sollte, systemtheoretisch gesprochen, ein Einzug der
(Re-)Produktionsmedien in das Medium (Luhmann) Musik durch Praxisbeispiele belegt
werden. Dafür wurden paradigmatisch ästhetische Strategien beschrieben, welche die
Künstler, Komponisten und DJs im Umgang mit den (Re-)Produktionmedien entwickelt
haben. Diese lassen sich zu den folgenden drei Punkten verdichten:
2.2.6.1 Ausweitung des musikalisch gestaltbaren Materials
Die (Re-)Produktionsmedien haben zu einer Ausweitung des musikalisch gestaltbaren
Materials geführt. Dabei ist zwischen »was« und »wie« zu unterscheiden:
- Die Welt der musikalischen Inhalte (»was«) wurde durch die Verfahren der
Aufnahme und Wiedergabe erweitert. Dazu gehören z.B. Alltagsgeräusche
(Futurismus, Musique concrète) oder auch der gesamte Bereich medial
gespeicherter Klänge und Musik (z.B. die Musik zweiten Grades der
DJ-Culture).
- Es sind Strategien beobachtbar, die, bezugnehmend auf die neuen technischen
Verhältnisse, mit dem veränderten Materialzugriff (»wie«) experimentieren.
Sie befragen die technisch implementierten Interventionsmöglichkeiten
(Zeitachsenmanipultionen, Effektgeräte etc.) der Apparate, um zu einer
neuen Musik zu kommen (insbesondere Musique concrète, DJ-Culture).
- Es sind medienreflexive Strategien (»wie« und »was«) anzuführen, die
ihr
künstlerisches Aktionsfeld in die Sphären des Technischen selbst verlagert
haben (László Moholy-Nagy, John Cage). Sie thematisieren den technischen
Kanal und lassen die Medien selbst ›sprechen‹. Die Apparate werden
als formbares Material aufgefaßt und zum Gegenstand der künstlerischen
Gestaltung.
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