- 28 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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genannten Herrschaften ebenfalls unbeachtet, eine bestimmte Mixkultur am Scratchen: Ein neues Stück kündigt sich im vorherigen durch eine sequenzierte, rhythmische Abfolge eines mehr oder minder charakteristischen Wortes, Satzes, Geräusches an, ebenso können Wörter oder Geräusche in die folgende Platte isoliert fortgeführt werden (das entspricht etwa dem Vermalen zweier Farbflächen, die in einem Bild aufeinandertreffen; aber ich will nichts beschönigen: Plattenauflegen ist längst nicht so romantisch wie Malen!).«109
109 Westbam (1997, S. 24).

Der spezifische Gebrauch der Schallplatte und des Abspielgeräts als Musikinstrument durch die DJs hat dazu geführt, daß Schallplattenspieler und spezielle DJ-Mischpulte heute neben Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Synthesizer im Musikalienhandel verkauft werden.

2.2.6.  Zusammenfassung

In diesem Kapitel sollte, systemtheoretisch gesprochen, ein Einzug der (Re-)Produktionsmedien in das Medium (Luhmann) Musik durch Praxisbeispiele belegt werden. Dafür wurden paradigmatisch ästhetische Strategien beschrieben, welche die Künstler, Komponisten und DJs im Umgang mit den (Re-)Produktionmedien entwickelt haben. Diese lassen sich zu den folgenden drei Punkten verdichten:

2.2.6.1 Ausweitung des musikalisch gestaltbaren Materials

Die (Re-)Produktionsmedien haben zu einer Ausweitung des musikalisch gestaltbaren Materials geführt. Dabei ist zwischen »was« und »wie« zu unterscheiden:

  1. Die Welt der musikalischen Inhalte (»was«) wurde durch die Verfahren der Aufnahme und Wiedergabe erweitert. Dazu gehören z.B. Alltagsgeräusche (Futurismus, Musique concrète) oder auch der gesamte Bereich medial gespeicherter Klänge und Musik (z.B. die Musik zweiten Grades der DJ-Culture).
  2. Es sind Strategien beobachtbar, die, bezugnehmend auf die neuen technischen Verhältnisse, mit dem veränderten Materialzugriff (»wie«) experimentieren. Sie befragen die technisch implementierten Interventionsmöglichkeiten (Zeitachsenmanipultionen, Effektgeräte etc.) der Apparate, um zu einer neuen Musik zu kommen (insbesondere Musique concrète, DJ-Culture).
  3. Es sind medienreflexive Strategien (»wie« und »was«) anzuführen, die ihr künstlerisches Aktionsfeld in die Sphären des Technischen selbst verlagert haben (László Moholy-Nagy, John Cage). Sie thematisieren den technischen Kanal und lassen die Medien selbst ›sprechen‹. Die Apparate werden als formbares Material aufgefaßt und zum Gegenstand der künstlerischen Gestaltung.


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