- 2 -Klages, Thorsten: Medium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien 
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Seitdem technische Reproduktionsmedien beliebige Klänge speichern, übertragen und berechnen hat die Musik den Hafen ihrer schriftlichen Speichermedien verlassen und befindet sich auf grosser Entdeckungsreise im »Ocean of Sound«1

1 Toop (1997, S.74).
. »Reales rückt anstelle des Symbolischen«2
2 Kittler (1986, S. 37).
. Der Übergang von Intervallen zu Frequenzen hat der Musik neue, virtuelle Hörräume eröffnet. Dazu zählen: Die populären Klanggeburten der »DJ-Culture«3
3 Poschardt (1997b) (DJ = Disk Jockey).
, die akustischen Täuschungen der »Sampladelia«4
4 Reynolds (1998, S. 364).
, einer »sampleseligen, überdrehten Blip-Kultur«5
5 Toop (1997, S. 74).
der »Virtuosen aus der Dose«6
6 Busche (1999).
, die »Musique concrète«7
7 Schaeffer (Stuttgart 1974).
der »Soundcollagisten«8
8 Wagner (1995, S. 52).
mit ihren Verfahren der »analytischen Isolierung und synthetischen Rekontextualisierung«9
9 Wilson (1997, S. 12).
uvm. Peter Niklas Wilson schreibt über das digitale Sezieren, Modifizieren und Rekontextualisieren existierender Klänge am Beispiel des Musikers John Wall:

»Was dabei entsteht, ist eine konkrete Musik, die ihre Klangquellen weitaus schärfer präzisiert, als das Komponieren auf Papier es vermöchte: Ein Sample-Virtuose wie der Engländer John Wall, der seine Stücke in monatelanger Arbeit aus minuziös ausgewählten Splittern vorhandener Musiken so ingeniös montiert, daß die Wirkung der musikalischen Idee über den Kontrasteffekt der Collage triumphiert, ›schreibt‹ nicht für ›Klarinette‹ oder ›E-Gitarre‹, sondern zitiert den Klarinetten-Sound eines Improvisators von einer bestimmten Platte, den verzerrten Gitarren-Klang einer spezifischen Aufnahme. (Derartige Konkretion war bereits – der Name sagt es – ein Anliegen der frühen Musique concrète, doch ist sie heute ungleich bequemer und genauer zu haben als in den Pioniertagen geschlossener Plattenrillen und Tonbandschleifen mit mechanischen Transpositionsvorrichtungen.)«10

10 Kittler (1986, S. 37).

Eine so gelagerte Musik paßt nicht mehr auf Guido von Arrezos Notenlinien und ist mit den gelernten Theoriemodellen und Methoden der Musikwissenschaften nicht mehr zur Schrift zu bringen. Es kursieren dazu in der musikwissenschaftlichen Literatur Begriffe wie: »Musik zweiten Grades«11

11 In Anlehnung an Adorno: Frisius (1997, S. 20).
, »Tonträger-Musik«12
12 Blaukopf (1993).
, »Radiophonische Musik«13
13 Mit Adorno: Batel (Hg.) (1985).
, »Übertragungsmusik«14
14 Winzheimer (1930).
und treffender: »Medienmusik«.15
15 Zu dem Begriff »Medienmusik« vgl. u.a. Großmann (1997c, S. 63); Großmann (1997a).

Die Annäherung an Medienmusik, und damit an die komplexen Prozesse der Medialisierung und der Mediatisierung16

16 Der Begriff Medialisierung hebt ab auf technisch-apparative Funktionszusammenhänge der Vernetzung von und durch Medien und der damit verbundenen Transformationsprozesse. Mediatisierung faßt die kultursemiotischen Aspekte der Technifizierung, ihre kommunikativen und kulturellen Implikationen. vgl. Reck (1994, S. 16).
in der Musik, ist in diesem Text ein interdisziplinäres Projekt, das die neueren Medientheorien und die Systemtheorie

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