Seitdem technische Reproduktionsmedien beliebige Klänge speichern,
übertragen
und berechnen hat die Musik den Hafen ihrer schriftlichen Speichermedien
verlassen und befindet sich auf grosser Entdeckungsreise im »Ocean of
Sound«1 . »Reales rückt
anstelle des Symbolischen«2.
Der Übergang von Intervallen zu Frequenzen hat der Musik neue, virtuelle
Hörräume eröffnet. Dazu zählen: Die populären Klanggeburten der
»DJ-Culture«3
3 Poschardt (1997b) (DJ = Disk Jockey).
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, die akustischen
Täuschungen der »Sampladelia«4
4 Reynolds (1998, S. 364).
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,
einer »sampleseligen, überdrehten
Blip-Kultur«5 der
»Virtuosen aus der Dose«6,
die »Musique concrète«7
7 Schaeffer (Stuttgart 1974).
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der »Soundcollagisten«8
mit ihren Verfahren der »analytischen Isolierung und synthetischen
Rekontextualisierung«9
uvm. Peter Niklas Wilson schreibt über das digitale Sezieren, Modifizieren
und Rekontextualisieren existierender Klänge am Beispiel des Musikers John
Wall:
»Was dabei entsteht, ist eine konkrete Musik, die ihre Klangquellen weitaus
schärfer präzisiert, als das Komponieren auf Papier es vermöchte: Ein Sample-Virtuose
wie der Engländer John Wall, der seine Stücke in monatelanger Arbeit aus
minuziös ausgewählten Splittern vorhandener Musiken so ingeniös montiert,
daß die Wirkung der musikalischen Idee über den Kontrasteffekt der Collage
triumphiert, ›schreibt‹ nicht für ›Klarinette‹ oder ›E-Gitarre‹, sondern zitiert
den Klarinetten-Sound eines Improvisators von einer bestimmten Platte, den
verzerrten Gitarren-Klang einer spezifischen Aufnahme. (Derartige Konkretion
war bereits – der Name sagt es – ein Anliegen der frühen Musique concrète,
doch ist sie heute ungleich bequemer und genauer zu haben als in den Pioniertagen
geschlossener Plattenrillen und Tonbandschleifen mit mechanischen
Transpositionsvorrichtungen.)«10
10 Kittler (1986, S. 37).
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Eine so gelagerte Musik paßt nicht mehr auf Guido von Arrezos Notenlinien und ist mit
den
gelernten Theoriemodellen und Methoden der Musikwissenschaften nicht mehr zur Schrift zu
bringen. Es kursieren dazu in der musikwissenschaftlichen Literatur Begriffe wie: »Musik zweiten
Grades«11
11 In Anlehnung an Adorno: Frisius (1997, S. 20).
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,
»Tonträger-Musik«12,
»Radiophonische Musik«13
13 Mit Adorno: Batel (Hg.) (1985).
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,
»Übertragungsmusik«14 und
treffender: »Medienmusik«.15
15 Zu dem Begriff »Medienmusik« vgl. u.a. Großmann (1997c, S. 63); Großmann
(1997a).
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Die Annäherung an Medienmusik, und damit an die komplexen Prozesse der
Medialisierung und der
Mediatisierung16
16 Der Begriff Medialisierung hebt ab auf technisch-apparative Funktionszusammenhänge der
Vernetzung von und durch Medien und der damit verbundenen Transformationsprozesse.
Mediatisierung faßt die kultursemiotischen Aspekte der Technifizierung, ihre
kommunikativen und kulturellen Implikationen. vgl. Reck (1994, S. 16).
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in der Musik, ist in diesem Text ein interdisziplinäres Projekt, das die neueren
Medientheorien und die Systemtheorie
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