Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus: Marlene Dietrich und Zarah Leander1 |
1 Dieser Aufsatz ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags vom 10. 10. 1995, gehalten an der Universität Wuppertal, Offene Frauenhochschule. |
In Zeiten starken politischen Drucks scheiden sich auch im Bereich der Kunst die Geister. Menschliche Schwächen und charakterliche Deformationen treten weitaus deutlicher in Erscheinung im Umfeld politischer Systeme, die dem Menschen gnadenlos Entscheidungen darüber abverlangen, auf welcher Seite sie stehen und in welchem Maße sie im Interesse ihres eigenen Fortkommens sich anzupassen bereit sind. Man kann sich über Opportunismus moralisch entrüsten, was geschieht aber mit der in solchen finsteren Zeiten produzierten Kunst, folgt dem moralischen Verdikt notwendig das ästhetische?
Wie schwierig solche Fragen zu beantworten sind, läßt sich an den Biographien von Marlene Dietrich und Zarah Leander aufzeigen, deren Vergleich den Blick dafür schärft, wie sich künstlerische Qualität irritierenderweise sowohl mit wie auch gegen ein inhumanes System entfalten kann. Als Sängerinnen und Filmschauspielerinnnen hatten die etwa gleichaltrigen Künstlerinnen2
2 Über den genauen Zeitpunkt der Geburt gibt es unterschiedliche Angaben. Beide Frauen haben ihr wahres Alter gern verschwiegen. Bei Zarah Leander schwanken die Angaben zwischen 1907, 1902 oder sogar 1900 (Paul Seiler, Wollt ihr einen Star sehen? Zarah Leander. Ein Kultbuch, Berlin 1982, S. 19). Bei Marlene Dietrich hat man sich auf 1901 oder 1904 geeinigt (Helga Bemmann, Marlene Dietrich. Ihr Weg zum Chanson, Ost-Berlin 1986, S. 8). |
3 Seiler, a. a. O. (s. Anm. 2). |