im Rahmen seines – wie es paradoxerweise
ja auch für Theoretiker akademisch-umgangssprachlich heißt –
„Vorsingens“ auch ein Video mit einem Ausschnitt aus Ingmar Bergmans
Herbstsonate vorgeführt, bei dem an einer zentralen Stelle ein
Mutter-Tochterkonflikt sich an Fragen der Interpretation des Chopinschen A-Moll-Préludes
erneut entzündete. Daß sich spontan an den Vortrag ein erstes Fachgespräch
über Interpretation ergab, an das sich der Herausgeber noch heute lebhaft
erinnert, war ihm Anlaß, bei seinem eigenen Beitrag zur Freundesgabe
wiederum das Thema Chopin-Interpretation aufzugreifen.
Theorie und Praxis der Musik bildet die Klammer, die auch die übrigen Beiträge des Bandes thematisch vereint. Dies bedarf nach dem Gesagten kaum besonderer Erwähnung, wohl aber ist es wert, darauf zu verweisen, daß das hiermit vorgelegte Exemplar der Schriftenreihe des Fachbereiches mit seinen thematischen und methodologischen Schwerpunkten zugleich auch ein recht getreues Spiegelbild dessen bildet, was – vom allgemein bekannten Osnabrücker Schwerpunkt Musik- und Medientechologie einmal abgesehen – eben auch noch „Musikwissenschaft in Osnabrück“ heißt. (Für den mit aktuellen Fragen der Musikelektronik weniger Vertrauten sei gesagt, daß die Analyse der Praxis der Musik – das Stichwort ist Interpretationsanalyse – für manchen überraschend zu einem wichtigen musikwissenschaftlichen Forschungsbereich nicht nur in Osnabrück geworden ist.)
Theorie und Praxis der Musik sind für jeden, der je sich eingehender damit befaßt hat, ein Gegenstand, von dem es ihm unmöglich erscheint, daß die Beschäftigung mit ihm etwa mit der Emeritierung enden könnte. So auch wohl für Ingolf Henning, für dessen fortdauerndes Interesse das jüngste Zeugnis eine CD bildet, auf der er eine Auswahl später Brahmsscher Klavierstücke ohne Scheu vor Musikelektronik auf einem Technics SX-PR 900 Digitalpiano einspielte. Möge es ihm noch lange vergönnt sein, seinen musikalischen Interessen in Theorie und Praxis nachgehen zu können.
Osnabrück,
im Juli 1997 |