- 53 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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G. Calmus 1912

In jedem Beruf weit und breit
Beschummelt der Bruder den Nachbar;
Dieb und Dirne heißt heut Mann und Weib,
Kein Stand hält den andern für achtbar.
Der Priester den Richter verdammt,
Der meint dann, der Pfaffe betrügt,
Und der Staatsmann im höchsten Amt
Glaubt so wenig wie ich, daß er lügt.



E. E. Buschmann 1770

Daß jeder sich den Vorzug giebt,
Und seinen Stand am meisten liebt,
Wer will daß verwehren?
Daß man die andern insgesammt
Verläumdet, hechelt und verdammt,
Das läßt sich erklären.



E. E. Buschmann 1775

Man reise durch die ganze Welt:
Die höchste Loosung ist das Geld
Von einem Pol zum andern!
Was hemmet da die stolze Ruh?
Ein Weiser schließt die Kasten zu,
Und läßt die Narren wandern.


B. Brecht 1928

Wach auf, du verrotteter Christ!
Mach dich an dein sündiges Leben!
Zeig, was für ein Schurke du bist
Der Herr wird es dir dann schon geben.
Verkauf deinen Bruder, du Schuft!
Verschacher dein Ehweib, du Wicht!
Der Herrgott, für dich ist er Luft?
Er zeigt dir's beim Jüngsten Gericht!


H. M. Enzensberger 1960

Ja, verdien dir ein ehrliches Brötchen nur:
Dein Nachbar fällt brüderlich über dich her,
er heißt dich einen Schuft und dein Weib eine Hur.
So macht einer dem andern das Leben schwer.
Der bessere Herr, der wird fertiggemacht
vom besseren Herrn. Das ist ärgerlich:
Kaum hat so ein Kerl es zum Kanzler gebracht,
schon meint er, er wäre so ehrbar wie ich.




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