- 36 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Walter Heise

 

Materialien zu John Gays Beggar's Opera

oder

Wie zu Stralsund aus einem gemeinen Straßenräuber

ein ehrbarer Kaufmann wurde



I


Wenn John Gays Bettler-Oper überhaupt etwas mit der Hansestadt Stralsund zu tun hat, dann vordergründig nicht mehr, als daß der Theater-Verbund Stral-sund/Greifswald 1996 eine Inszenierung der neuübersetzten Bettler Oper als Alternative zur sonst beherrschenden Dreigroschenoper von Brecht/Weill übernahm.*

* Übersetzung von Michael Korth. Erstaufführung 1995 in Bad Lauchstädt durch das Opernhaus Halle. Wiederaufnahme anl. der Händel-Festspiele 1996.

Eine genauere Betrachtung läßt allerdings Zusammenhänge erkennen, die das Theater der Hansestadt bei seinen Spielzeit-Planungen wohl kaum bedacht haben dürfte. Wir kommen nach einigen Vorbemerkungen darauf zurück.


- Brecht hatte sich zu seinem Werk inspirieren lassen, als ihm Elisabeth Hauptmann eine Rohübersetzung des Gayschen Stückes, das sie in London kennengelernt hatte, vorlegte. Dort hatte seit 1920 eine Bearbeitung des Originals durch Frederic Austin den sensationellen Erfolg erneuert, den die Beggar's Opera schon 1728 gehabt hatte.

- Zugleich mit Brechts Dreigroschenoper war Austins Fassung auch in deutsch erschienen, hatte aber gegenüber Brechts aktueller Aufbereitung kaum Erfolgs-chancen. Diese stellten sich erst ein, als es die immer mehr „zur Kostümoperette herabgewirtschaftete“1

1 Benjamin Henrichs, in: DIE ZEIT, Nr. 16, 14. April 1995, S. 55 f.

Dreigroschenoper nahelegte, das Original selbst erneut in den Blick zu nehmen, den Text und gelegentlich auch die Musik neu zu gestalten. Aber auch die Dreigroschenoper, deren Text und Musik nur schwer aus den Fixierungen ihrer Entstehungszeit zu lösen sind, nimmt in neueren Inszenierungen gelegentlich an solchen Rückblicken teil, indem zum Beispiel der Zeitpunkt der Handlung dem der Beggar's Opera angenähert wird. (Bregenzer Festspiele / Deutsches Theater Berlin, 1995)


- Die Frage, ob man ein in der Musikgeschichte fixiertes Werk überhaupt bearbeiten sollte oder ob es die Ehrfurcht vor dem „Erbe“ gebietet, eine wissenschaftlich möglichst exakte Rekonstruktion des Originals anzustreben, soll hier


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