- 17 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (16)Nächste Seite (18) Letzte Seite (169)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

gefordert wurde.21
21 Joseph Wulf, Musik im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Gütersloh 1966 (= rororo tb 818-819-820), S. 291.

1935 verfügte der Reichssendeleiter für den Rundfunk ein Verbot des „Nigger-Jazz“. Im amerikanischen Jazz manifestierten sich nach Auffassung der Nazis artfremde Einflüsse, und man denunzierte diese Musik als Kampfmittel des Judentums und des Amerikanismus.22
22 Heinrich Himmler und die Liebe zum Swing. Erinnerungen und Dokumente, hg. von Franz Ritter, Leipzig 1994, S. 11.

Marlene Dietrich, die ihre ersten Erfolge im wesentlichen jüdischen Künstlern und Freunden wie Sternheim, Spoliansky oder Friedrich Hollaender zu verdanken hatte, wäre in einem solchen antisemitischen Klima schnell untergegangen. Darüber hinaus hat sie zum Teil auch jazzartige Lieder gesungen, wie z. B. Hollaenders Johnny, wenn du Geburtstag hast, oder ist mit Jazz-Ensembles, wie den Weintraub-Syncopaters, aufgetreten, deren Mitglieder 1939 nach Australien emigrierten. Die Basis für ihre künstlerische Arbeit war unter den Bedingungen einer solchen restriktiven Politik schon wenige Jahre nach ihrem Weggang aus Deutschland vollständig verloren gegangen. Zarah Leander hingegen hatte sich offensichtlich dazu entschlossen, die Zeichen der Inhumanität und des Zwangs zu übersehen und ihren persönlichen Erfolg um jeden Preis auszukosten. Sie erhielt die höchste Gage, die damals in Deutschland an Filmschaffende gezahlt wurde.23

23 Wie Anm. 15.



Zur Funktion von Schlagern im 2. Weltkrieg


Der politische Druck verschärfte sich auch im kulturellen Leben nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, vor allem als die Anfangserfolge der deutschen Wehrmacht nachließen und sich mit der Schlacht von Stalingrad und dem Beitritt der Amerikaner zum alliierten Bündnis der Untergang des „dritten Reiches“ abzuzeichnen begann. 1939, im Jahr des Kriegsanfangs, ließ Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, mitteilen, es ließe sich mit nationaler Würde und kultureller Verantwortung nicht mehr vereinbaren, Schlager zu dulden, „deren Text mit Wortbrocken fremder Sprachen, besonders der englischen und französischen durchsetzt sind.“24

24 Hans Christoph Worbs, Der Schlager. Bestandsaufnahme. Analysen. Dokumentation. Ein Leitfaden, Bremen 1963, S. 62.

Deshalb wurde z. B. Peter Kreuders Schlager Good bye, Johnny schleunigst umgedichtet und hieß fortan Leb wohl, Peter.25
25 Wie Anm. 24.

Später, in Zeiten verstärkter Bombardements auf deutsche Städte und bedrohlich heranrückender Fronten, war Ablenkung vonnöten und aufmunternde, witzige Schlager erzielten die größten Erfolge. So machten sich denn die Schlagerkomponisten auf, mit ihrer Kunst das zunehmend spürbar werdende Leid der Zivilbevölkerung ästhetisch zu kompensieren. Franz Grothe und der Textdichter Bruno

Erste Seite (1) Vorherige Seite (16)Nächste Seite (18) Letzte Seite (169)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 17 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik