- 88 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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ist doch auch – ganz simpel! – 2 mal 7 gemeint, in Anspielung auf die 3 mal 7 im Pierrot?

Die Palmström-Reihe von 1924, die ja unverändert Grundlage der Vierzehn Arten wurde, hat die Grundgestalt

A Es E Cis D C H B As Fis G F

Ins Auge bzw. heftig ins Ohr springt die tritonische Initialformel Arnold Schönberg. Im V. Satz des Palmström »verpflanzt« Eisler den ursprünglich ersten Ton, Es, hinter den ursprünglich achten, B, und den ursprünglichen dritten, E, hinter den ursprünglichen siebten, H (durch solche Verfahren codierte auch Alban Berg, etwa in der Lyrischen Suite, das »rein« Musikalische transzendierende Semantik):

So also rückt das Tonbuchstaben-Monogramm Hanns Eisler als »reine« Quart oder Quint in den Mittelpunkt des Geschehens – und wird ebenso auffällig inszeniert wie zuvor das tritonische A – Es.

Nebenbei bemerkt: auch im – von den Schülern aufs höchste bewunderten – »Mondfleck« im Pierrot lunaire exponiert Schönberg die tritonische Relation sehr auffällig; in den 4 Oberstimmen, die ab der »Mitte« des Stücks ja krebsgängig verlaufen, hat die Piccolo-Flöte im letzten Takt als letzte Tongestalt die Folge A-Es-F-H.

Eisler bezeichnete die abschließende Nr. 15 nochmals als – mit der Nr. 1 korrespondierendes – »Monogramm«; erstaunlich, dass jetzt, wie bereits im Palmström, die Töne H und E in den Vordergrund treten. Sie sind Bestandteile zweier Reihenformen zugleich. Flöte und Violine konstituieren dann kontinuierlich die Quinte E-H, während Violoncello und Klarinette Gis (bzw. As) als Terz und Cis als hinzugefügte Sext von E-Dur artikulieren; die Arpeggien-Figur Gis-Cis-E-H-Ais im Klavier (enharmonisch konsequent umgeschrieben) komplettiert den »Natur«-Klang eines E-Dur mit 11. (Ais) und 13. (Cis) Partialton. Soviel zu einem weiteren ICH-Sagen Hanns Eislers.

Aber: Die abschließende Nr. 21 des Pierrot, »O alter Duft aus Märchenzeit« – Sie erinnern sich – ist in »E-Dur« konzipiert, mit Rückbindung an die eigene Kammersymphonie und an Brahms’ IV. Symphonie. Zufall oder doppelte Codierung bei Eisler?

Literaturverzeichnis

Brinkmann, Reinhold (Hg.): Pierrot lunaire op. 21 (= Arnold Schönberg, Sämtliche Werke, hg. von Rudolf Stephan, Abt. VI: Kammermusik, Reihe B, Band 24, 1), Mainz/Wien 1995.
Schönberg, Arnold: Briefe, ausgewählt und hg. von Erwin Stein, Mainz 1958.


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