unter der Erde lebenden
Nagern im Waldgebirge fast vollständig auszurotten, ein Umstand, der auch die
dem Fürsten von Gott, dem Herrn, anvertrauten Landeskinder noch jahrelang
mit dem tiefsten Gram und Schaden berühren sollte. Ab diesem Zeitpunkt
begann der Stern des Fürsten nicht nur bei dem Kaiser, sondern auch bei seinen
Untertanen merklich zu sinken, und nicht selten geschah es, daß eine Kälte
gegen ihn fühlbar wurde, wenn er in seiner gewohnten Aufführung als eine gute
Mettwurst durch die Straßen seines Landes kam. Auch gab es einige, die im Spotte
seinen Namen verhunzten und ihn, freilich aus Vorsicht nur heimlich, Hartkäse
nannten.
Wenn auch mancherlei Widerstand gegen Wilhelmen an das Ohr des Kaisers im fernen
Wien drang, so hielt dieser doch unverändert an seinem Schützlinge fest. Wilhelm legte
sich zwar zunehmend auf die Bibliographie, deren ruhmwürdige Ergebnisse bereits weiter
oben angeführt worden sind. Jedoch tat dies seiner Lust am Orgelspiele keinen Abbruch,
so daß die musikalischen Glieder der Gemeinde, sobald Wilhelm, seines lahmen Beines
wegen weithin hörbar, die Treppe zur Orgelempore bestieg, um zum Ausgange zu
spielen, geschlossen und in einem mit der Zeit wohlgeordneten Zuge die Kirche verließen
wie einst die Israeliten, als sie durch die aufgestauten Wellen des Meeres vor den
andrängenden Ägyptern flohen, ehe dann die verderblichen Tonwellen von Wilhelms
Pedalspiel über den Verbliebenen zusammenschlugen. Keine Einrede, selbst
nicht aus dem Kreise der Schüler des inzwischen verblichenen B. . . , konnte
Wilhelm hindern, die Ton-Stücke dieses auch bei den Ausländern gerühmten
Mannes auf die geschilderte Art für sich einzurichten. Und er unterfing sich
sogar, auf diese Spielart eine Theorie zu gründen, welcher er den Namen einer
Musikalischen Imaginations-Lehre gab und zu welcher er einige Jahre später ein
umfängliches, nur noch schwer aufzufindendes Werk von einigen hundert Seiten
mit Exempeln in Kupferstichen verfaßte und unter dem Titel herausbringen
ließ:
Kurtzgefaßte Anweisung wie ein musicalisches Ton-Stükk theils realiter theils
imaginaliter in Zusammenwirckung derer Musici und des musicalischen Publico zu
executiren und als ein Gantzes wahrzunehmen sei
Darin entwickelte er ein gänzlich neues System des Spielens und Hörens als einer
gleichzeitigen Wirkung der musikalischen Praxi und der hörenden Vorstellung, welche
sich vereinigten in einer neuen Art von Musikstück, das zum guten Teile nur imaginär
vorhanden sei, nicht allein in Noten vom Tonsetzer aufgezeichnet, und sich von
Aufführung zu Aufführung merklich verändern könne und müsse, je nachdem, was die
Hörenden imaginierten. Der berühmte Kant in Königsberg soll später große
Stücke auf dieses Werk gehalten und es allen seinen musikliebenden Freunden
anempfohlen haben, ohne daß sich bis jetzt jemand