auch einmal in A. . . , der
nahen Residenzstadt, von Madame Colafinio empfangen, die eine merkliche Zuneigung
zu dem jungen Ton-Erfinder erkennen ließ, ohne jedoch die Neugierde einer
Vertraulichkeit zu opfern. Die beiden Husaren jedoch ließen sich kurieren und waren bald
wieder ganz und gar gesund, “ comme les jeunes chiens ”, wie de Bîle sich
ausdrückte.
Bei der Rückkunft in Wien war der ganze Hof über Wilhelms Bericht erstaunt. Jedoch
konnten weder die kaiserlichen Leibärzte Wilhelms Bein richten noch die besten Kenner
und Hofmusici den neuen Akkord erklären. Der Kaiser ließ Wilhelmen trotz
dieser Unregelmäßigkeit eine Krücke von Gold machen und ernannte ihn zum
Außerordentlichen Akkordeonisten der Hofkommission mit einer lebenslangen Leibrente
von 5000 Gulden per anno, nicht eingerechnet Naturalien in Wein, Holz, Lakritz,
Wachs, Tippex, Kleidung, Uhu und einer absonderlich für ihn hergestellten
Beincrême.
Als nun nach zwei Jahren der alte Stadtkantor und Organist der Residenzstadt das
irdische mit dem himmlischen Leben verwechselte, erging ein kaiserliches Dekret an
Johann Käsehart, Wilhelm Altmann als ehemaligen Accessisten in das Amt zu
übernehmen, auch wenn es bereits einem anderen versprochen wäre, unter Androhung
der Zurückversetzung in den einfachen Fürstenstand.
So trat Wilhelm im fünfundzwanzigsten Jahre das angesehene Amt an mit einem
ansehnlichen Gehalt bei weiter laufender kaiserlicher Leibrente, wurde also ein reicher
Mann, wie es ihm der Teufel geweissagt hatte. Jedoch blieb der betrogene Teufel nicht
ohne Sieg, da es Wilhelmen nicht gelingen wollte, mit seinem neuerlich lahmen
Bein im Pedalspiel auf der großen, von Gottfried Silbermann verfertigten Orgel
über die einfache Choralbegleitung hinauszugelangen und in das Reich der
Pedalsoli höherer Schwierigkeit vorzudringen. Insonderheit die betreffenden Stellen
des alten B. . . in L. . . blieben ihm so zu Teilen verschlossen, und er mußte sich
dazu bequemen, zum Abscheu und Ekel aller Kenner einige dieser Stellen für
sich zu vereinfachen. Dies geschah vorzüglich einmal, als Wilhelm nach dem
Ostergottesdienste zum Ausgange spielte und sich dazu, um die Gemeinde an das
göttliche Osterlamm zu erinnen, die Toccata aus F-Dur gewählt hatte, welche in Art
einer Pastorale beginnt und die der berühmte Hofmathematicus Schmieder in
seinem bis nach Russland bekannten Zahlenwerk unter die Numero 540 geordnet
hat.
Wilhelm bestand die dreiundfünfzig Takte des Anfanges mit bewunderungswürdiger
Meisterschaft und hielt den ebenso langen Orgelpunkt im Pedale auf dem großen F mit
Treffsicherheit und Kraft aus, mußte dann aber das ab dem vierundfünfzigsten
Takte einsetzende große Pedalsolo, auf welches der alte B. . . nach