immer virulent ist, belegt ein
Sammelband mit dem Titel
Praxisfelder der Musikpädagogik, hg. von Siegmund
Helms, Reinhard Schneider und Rudolf Weber, in dem Fragestellungen und
Themen aus Allgemeiner Musikpädagogik, Musikdidaktik, Instrumental- und
Vokalpädagogik sowie Sozial- und Kulturpädagogik bunt gemischt vertreten
sind
4
Sigrid Abel-Struth, Zum Theorie-Praxis-Problem der Musikpädagogik, in: Musik und
Bildung, 12. (70. [recte: 71.]) Jg. (1980), H. 2 (Feb.), S. 101–106.
|
.
Auf terminologische Eindeutigkeit kann man also in unserem Fach nicht unbedingt
setzen, ebensowenig auf einen Konsens im Hinblick auf das Gegenstandsverständnis und
das Methodenrepertoire.
Bezugsdisziplinen einer als Musikerziehungswissenschaft verstandenen Musikpädagogik
sind Allgemeine Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Soziologie. Von
(systematischer) Musikwissenschaft als Mutterdisziplin ist nicht mehr die
Rede5
Beobachtungsbasis: AMPF- und WSMP-Veröffentlichungen der letzten 10 Jahre.
|
.
Demzufolge ist in musikpädagogischen Publikationen auch immer seltener von Musik die
Rede. Im maßgeblichen Diskurs geht es vielmehr um Wissenschaftstheorie,
Gegenstandsverständnis, Normenbegründung, Methoden. Darüber hinaus dominiert
derzeit die empirische Forschung, die sich der Methoden der Sozialwissenschaften
bedient, um Fragen der musikalischen Begabung und Sozialisation, des musikalischen
Lernens im Erwachsenenalter oder der Expertiseforschung (= Übeforschung) zu
bearbeiten. Das vereinfacht die ohnehin schwierige Verortung der Musikpädagogik im
Wissenschaftssystem nicht gerade. Vor allem aber verschwimmt inmitten aller
Bemühungen um Terminologie, Grundlagentheorie und Methoden inzwischen der Bezug
zur
Musik. Will sagen: Das in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen
Musikpädagogik Diskutierte könnte ebenso in der Kunstpädagogik oder in
der Sportpädagogik verhandelt werden – und wird es auch, wie Stichproben
zeigen
6
Vgl. Klaus-Peter Busse, Kunstvermittlung Didaktik, in: Kunsthistorische Arbeitsblätter, 2002,
H. 3, S. 19–30.
|
.
Dass es in all diesen sich so schwer vermittelnden Schriften um Vermittlung geht, mag
man auch als fachfremder Leser erkennen. Dass und warum es aber um
Musik geht, die
vermittelt werden soll und eben nicht um Kunst oder Sport, legt der aktuelle
musikpädagogische Diskurs nicht offen. Zugespitzt: Was Ästhetische Erfahrung
ist und
worauf sie
zielt, wurde in den letzten Jahren vom musikpädagogischen Standpunkt aus
weitgehend geklärt. An
welchen Gegenständen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene
welche ästhetischen Erfahrungen machen, wurde nicht annähernd so engagiert
diskutiert.
Einige musikpädagogische Veröffentlichungen der letzten Jahre bewegen sich zumindest im Umfeld
dieser Frage, so z. B. die historisch-biographische Arbeit von Michael Schenk über Eberhard
Werdin7
Michael Schenk, Zwischen Ideologie und Innovation. Eberhard Werdin und die Bedeutung
der Musikpraxis in Schulmusik und Musikschule der Nachkriegszeit, Essen 2001.
|
,
die empirischen Studien von Renate Müller über die Hörpräferenzen
Jugendlicher
8
Renate Müller, Soziale Bedingungen der Umgehensweisen Jugendlicher mit Musik, Essen
1990.
|
oder die hermeneutischen Arbeiten