- 392 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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immer virulent ist, belegt ein Sammelband mit dem Titel Praxisfelder der Musikpädagogik, hg. von Siegmund Helms, Reinhard Schneider und Rudolf Weber, in dem Fragestellungen und Themen aus Allgemeiner Musikpädagogik, Musikdidaktik, Instrumental- und Vokalpädagogik sowie Sozial- und Kulturpädagogik bunt gemischt vertreten sind4
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Sigrid Abel-Struth, Zum Theorie-Praxis-Problem der Musikpädagogik, in: Musik und Bildung, 12. (70. [recte: 71.]) Jg. (1980), H. 2 (Feb.), S. 101–106.
. Auf terminologische Eindeutigkeit kann man also in unserem Fach nicht unbedingt setzen, ebensowenig auf einen Konsens im Hinblick auf das Gegenstandsverständnis und das Methodenrepertoire.

Bezugsdisziplinen einer als Musikerziehungswissenschaft verstandenen Musikpädagogik sind Allgemeine Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Soziologie. Von (systematischer) Musikwissenschaft als Mutterdisziplin ist nicht mehr die Rede5

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Beobachtungsbasis: AMPF- und WSMP-Veröffentlichungen der letzten 10 Jahre.
. Demzufolge ist in musikpädagogischen Publikationen auch immer seltener von Musik die Rede. Im maßgeblichen Diskurs geht es vielmehr um Wissenschaftstheorie, Gegenstandsverständnis, Normenbegründung, Methoden. Darüber hinaus dominiert derzeit die empirische Forschung, die sich der Methoden der Sozialwissenschaften bedient, um Fragen der musikalischen Begabung und Sozialisation, des musikalischen Lernens im Erwachsenenalter oder der Expertiseforschung (= Übeforschung) zu bearbeiten. Das vereinfacht die ohnehin schwierige Verortung der Musikpädagogik im Wissenschaftssystem nicht gerade. Vor allem aber verschwimmt inmitten aller Bemühungen um Terminologie, Grundlagentheorie und Methoden inzwischen der Bezug zur Musik. Will sagen: Das in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Musikpädagogik Diskutierte könnte ebenso in der Kunstpädagogik oder in der Sportpädagogik verhandelt werden – und wird es auch, wie Stichproben zeigen6
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Vgl. Klaus-Peter Busse, Kunstvermittlung Didaktik, in: Kunsthistorische Arbeitsblätter, 2002, H. 3, S. 19–30.
. Dass es in all diesen sich so schwer vermittelnden Schriften um Vermittlung geht, mag man auch als fachfremder Leser erkennen. Dass und warum es aber um Musik geht, die vermittelt werden soll und eben nicht um Kunst oder Sport, legt der aktuelle musikpädagogische Diskurs nicht offen. Zugespitzt: Was Ästhetische Erfahrung ist und worauf sie zielt, wurde in den letzten Jahren vom musikpädagogischen Standpunkt aus weitgehend geklärt. An welchen Gegenständen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene welche ästhetischen Erfahrungen machen, wurde nicht annähernd so engagiert diskutiert.

Einige musikpädagogische Veröffentlichungen der letzten Jahre bewegen sich zumindest im Umfeld dieser Frage, so z. B. die historisch-biographische Arbeit von Michael Schenk über Eberhard Werdin7

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Michael Schenk, Zwischen Ideologie und Innovation. Eberhard Werdin und die Bedeutung der Musikpraxis in Schulmusik und Musikschule der Nachkriegszeit, Essen 2001.
, die empirischen Studien von Renate Müller über die Hörpräferenzen Jugendlicher8
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Renate Müller, Soziale Bedingungen der Umgehensweisen Jugendlicher mit Musik, Essen 1990.
oder die hermeneutischen Arbeiten
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