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Auch die Filme, die sich der Groteske widmen, bedienen sich durchweg beim klassischen Tangokonzept. Allerdings wird ihre dramaturgische Modellierung und auch die filmsprachliche Virtuosität ihrer Umsetzung gelegentlich mit hoher Raffinesse ausgeführt (vgl. STRICTLY BALLROOM oder MIMI).
Neuere musikalische Entwicklungen bieten einmal Beispiele und Stilistiken des Tango nuevo, die eigentlich stets in Zusammenhang mit ernsteren Themen und Gefühlen eingesetzt werden. Ihre Qualität, bei allem Ernst und aller melancholisch-schönen Tristesse auch Hoffnung auszustrahlen, kann als Besonderheit angesehen werden. Fast schon könnte man von einem neuen Tangoklischee reden (NACKTER TANGO, 12 MONKEYS, DER TANGOSPIELER u.a.).
Ausweglos traurig und depressiv dagegen die Tangokonzeption von Mari Balogh, die auch musikalisch mit Hilfe elektronischer Mittel neue Wege geht (TANGÓ). Möglicherweise eröffnet sich hier eine neue Brücke zwischen Kunst- und Massenmusik, die vielleicht auch den alten Tango noch einmal wegweisend erneuern könnte.
Die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher historischer Tango-Sedimentschichten im neueren Film (von dem hier nur einige wenige Beispiele herangezogen werden konnten) spricht für die Fülle der aktuellen Einsatzmöglichkeiten, sei es, dass europäische Tangokonzepte der 30er Jahre als handlungsbezogene Orientierungsmarken, aber auch mit der Rekonstruktion von wichtigen Gefühlsgehalten eingesetzt werden (REMBETIKO), oder dass eine gesamte Tangokultur, wie die finnische, aus dem historischen Material spezifische Varianten schöpft und sehr poetische neue Texte entwickelt (ohne sie allerdings musikimmanent in neue Bahnen zu führen) und offenbar auf große Resonanz im nördlichen, dunkleren Europa trifft (DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK).