- 26 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Das Lied von Sabinchen ist durch alle Wechsel der Zeiten und Veränderungen in der Lebenssituation der Frau im 20. Jahrhundert populär geblieben. Es hat auch der Beliebheit des Vornamens »Sabine« nichts anhaben können. Es gehört heute insbesondere in das Repertoire von Drehorgelspielerinnen und -spielern, die bei Stadtfesten oder in der Fußgängerzone auftreten. Frauen singen es ebenso häufig wie Männer, sicherlich vor allem darum, weil sich ihre eigene gesellschaftliche Situation weit von der des bedauernswerten Sabinchen entfernt hat und das Erlebnis des Komischen beim Anhören des Liedes dominiert.

Lieder, die in »aller Munde« sind, werden in der Regel auch parodiert und »Sabinchen« macht dabei keine Ausnahme. Das zeigt sich unter anderem an einer Parodie von Sepp Raith5

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Zit. nach: Klampfn Toni, Eine Sammlung bairischer Lieder und Gstanzl, Moritaten, Couplets, Wirtshaus- und Wildschützenlieder..., hg. von Christoph Well, München: Hieber 1996, S. 354 f.
aus den 1970er Jahren, in dem kein Schuhmacher, sondern ein Ingenieur des Kernkraftwerks Gundremmingen in Bayern Sabinchen ins Unglück bringt:
Sabinchen

  1. Sabinchen war ein Frauenzimmer, gar fromm und tugendhaft.
    Sie diente seit der Mittleren Reife bei einer Dienstherrschaft.
    Da kam aus Gundremmingen ein junger Mann daher,
    der wollte so gerne Sabinchen besitzen und war ein Ingenieur.
  2. »Sabinchen,« sprach er, »schönes Mädchen, die Maienluft weht lau.
    Kommst du mit mir nach Gundremmingen und wirst du meine Frau?
    Ich hab einen sicheren Posten, und einen schlauen Kopf,
    ich trag untertags einen Sicherheitsanzug und drück nur den Sicherheitsknopf.«
  3. Nach soviel Sicherheitsversprechen, da wurde Sabinchen weich.
    Er schenkte ihr eine Sicherheitsnadel und sie sich ihm sogleich.
    Und bald darauf war Hochzeit, mit Hochzeitsmahl und Kerch’,
    dann zogen sie beide in seine Wohnung gleich hinter dem Kernkraftwerk.
  4. Doch schon nach drei, vier Monat, oh Schrecken, da wurde Sabinchen krank.
    Am ganzen Körper warn rote Flecken und auch der Blutdruck sank.
    Die Zähne und die Haare fielen ihr alle aus,
    und nach nicht einmal ganz zwei Jahren trug man sie aus dem Haus.


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