- 25 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Die Illustration wurde auch für das Titel- und Umschlagbild verwendet. Demnach hat der Verleger das Lied von Sabine offensichtlich als werbewirksamer als die anderen enthaltenen Lieder eingeschätzt. Für alle Bänkelsängerlieder hat er eine einzige Melodie beigegeben, die der heute bekannten ebenso wenig ähnelt, wie der holprige Text.

Undatiert, jedenfalls vor 1912, erschien Sabinchen zum ersten Mal mit Melodie in: Singsang zu Drehorgel und Zupfgeige, hg. von F. H. Brandt in Marburg3

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Singsang zu Drehorgel und Zupfgeige. Studenten-, Volks-, Soldaten- und Anstichlieder, hg. von F. H. Brandt, 3. erheblich vermehrte und mit Singweisen versehene Aufl. Marburg: Elwert [vor 1912]. – Die 4. datierte Aufl. des Singsangs erschien 1912.
. Die Titelillustration zeigt einen farbentragenden Studenten, der auf einer typischen Wandervogellaute spielt und dazu singt. Diese neunstrophige Fassung ist – mit verschiedenen Varianten – bis auf den heutigen Tag in Deutschland populär geblieben. Wie in der ausführlicheren Schilderung aus den Musenklängen wird das verliebte Dienstmädchen Sabine zuerst gnadenlos von dem Schuhmacher aus Treuenbrietzen ausgenommen: Er vertut all ihr gespartes Geld und verlangt dann noch mehr von ihr, nötigt sie zum Diebstahl oder bestiehlt selbst die Dienstherrschaft der armen Sabine, und sie verliert seinetwegen ihre Stelle. In ihrer Verzweiflung beschimpft sie ihren nichtsnutzigen Liebhaber und wird von diesem im Jähzorn ermordet. Die Schilderung benutzt zum größten Teil die gleichen Worte wie die 15strophige Fassung aus den Musenklängen, um die Mordtat zu schildern. Die absichtsvoll unbeholfene Ausdrucksweise: »Das Blut tät haushoch spritzen wohl in dem Zimmer herum,/ der falsche Schuster aus Treuenbrietzen, der stand um sie herum« sorgt dafür, daß die grausige Mordtat den Zuhörern eher komisch erscheint. In Wandervogelkreisen und in der Arbeiterjugend hat sich das Lied in den folgenden Jahren rasch verbreitet und ist seit den 20er Jahren auch häufig in Liederbüchern zu finden, besonders in solchen zum geselligen Singen. In verschiedenen Ausgaben des Jugendliederbuchs des Arbeiterjugendverlages Berlin findet es sich mit der Angabe: Friedrich Rückert 18304
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Jugendliederbuch, zusammengestellt von August Albrecht, 6. Aufl. Berlin: Arbeiterjugend-Verlag 1924, S. 123 f. Dieselbe Angabe auch in: Jugendliederbuch, zusammengestellt von August Albrecht, 400.–450. Tsd. Berlin: Arbeiterjugend-Verlag 1928, S. 119 f. und in 451.–500. Tsd. Berlin 1929, S. 138 f. – jeweils im Kapitel: »Schnurren und Wechselgesänge«.
. Für die Richtigkeit dieser Angabe konnte ich keinen Beleg finden. Es gibt keine Buchpublikation Rückerts aus diesem Jahr. Das Schicksal Sabinchens dürfte auch deswegen eher Erheiterung als Betroffenheit hervorgerufen haben, weil der Stand des Dienstmädchens in Arbeiterkreisen als rückständig galt, Sabinchen selbst wird als ältere Frau – »spätes Mädchen« – angesehen, die sich in einen jüngeren Mann verliebt und vor lauter Verliebtheit nicht in der Lage ist den schlechten Charakter ihres Liebhabers zu erkennen. Vor der »Moritat« betitelten Geschichte Sabinchens ist das Volkslied »der Tod von Basel« abgedruckt, in den es ebenfalls um eine unglückliche Beziehung einer älteren Frau zu einem jüngeren Mann geht, die mit dem Tod der Frau endet.


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