1941 wurde der Name zu »Orchester Berliner Musikfreunde« verkürzt. Das
Konzertprogramm vom 30. 12. 1941 trägt letztmalig den Namen »Orchester-Vereinigung
Berliner Musikfreunde«, mit den Eintrittskarten vom 7. 3. 1942 an wird es als
»Orchester Berliner Musikfreunde e. V.« ausgewiesen. Da die Namensänderung kurz
nach dem Beginn von Celibidaches Dirigat erfolgte, ist ein Einfluss von ihm selbst oder
durch seinen Arbeitsstil und sein Arbeitsziel zugunsten des prägnanter und
professioneller klingenden Namens denkbar.
Durch den Zusammenschluss mehrerer, zum Teil wohl kleinerer und vielleicht nicht mehr in
sinfonischer Besetzung lebensfähiger Ensembles zählte das OBM stets zwischen 80 und 120
Mitgliedern.13
Senftleben, a. a. O. (s. Anm. 11), S. 23 f.
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Ein dramatischer Einschnitt erfolgte nach 1933, als das Orchester der »Fachschaft
Volksmusik« in der Reichsmusikkammer zugeordnet wurde und ca. ein Drittel der
Mitglieder als Juden ausgeschlossen wurden. Im Jahre 1942 waren rund 50 Mitglieder
aktiv, wie eine handschriftliche Liste belegt, jedoch war nur noch mit Aushilfen
eine in den Bläsern vollständige und in den Streichern ausgewogene Besetzung
gegeben. Ferner liegt eine Notiz auf der Programmrückseite vom 19. 4. 1942 vor,
die 68 Mitwirkende zählt, davon 48 Mitglieder und 20 weitere »Musiker«. Ein
Einzelblatt, die Auftritte am 29. 11. und 6. 12. 1942 betreffend, weist folgende
Besetzung aus: 2 Fl, 2 Ob, 2 Klar, 2 Fg, 4 Hrn, 2 Tp, 2 Pos, Pk, 2 Schlagzeug, 10
bzw. 9 Violinen I, 10 bzw. 8 Violinen II, 5 bzw. 4 Violen, 4 bzw. 3 Celli, 5
Bässe. Auch hier werden 15 »Musiker«, wohl Aushilfen, als Nichtmitglieder
beziffert.
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OBM-Archiv, handschriftliche Einzelblätter und gedruckte Programme.
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Die Dirigenten waren zum Teil junge Kapellmeister, und mancher von ihnen fand später als
Generalmusikdirektor oder Hochschulprofessor seinen beruflichen Höhepunkt. Aber auch der
umgekehrte Weg kam vor, indem die Leitung des OBM nach oder neben einer künstlerischen
oder Hochschultätigkeit übernommen wurde. Somit war es nichts Ungewöhnliches, dass
auch 1941 ein Student der Hochschule den Taktstock übernahm. Ungewöhnlich
waren vielmehr der schwer eingängige Name (»Tsche-li-bi-daa-ke«, später kurz
»Celi«15
Vgl. Umbach, a. a. O. (s. Anm. 8), S. 21.
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)
und zwei Jahre nach Einstellung der Proben beim OBM der sensationelle Sprung ans
Pult des Berliner Philharmonischen Orchesters, das er von 1945 bis 1952 als
Chefdirigent, bis 1954 als Gast leitete.
Karl Senftleben berichtet, dass das Orchester im Dezember 1949 durch die
Kontrollkommission der alliierten Besatzungsmächte unter dem neuen Namen »Orchester
Berliner Musikfreunde e. V.« als »nichtpolitische Organisation zugelassen« worden sei
und am 5. Januar 1950 im früheren Askanischen Gymnasium, dem einzigen erhaltenen
Gebäude in der Halleschen Straße in Berlin-Kreuzberg, seine erste Probe nach Kriegsende
abhielt.16
Senftleben, a. a. O., S. 24.
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Bereits am 26. 2. 1950 lud man zum ersten Konzert, in dem Sascha Gawriloff Mendelssohns
Violinkonzert