- 157 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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d) Fürsten- und Schauspielerkarten: Fürsten-Porträtkarten, Musiker-, Sänger- und Filmschauspielerkarten.
e) Kunst- und Künstlerpostkarte: Galeriekarten, Künstlerserienkarten, Schönheitenkarten.3
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Das ABC des Luxuspapiers, Ausstellungskatalog, Berlin 1983, S. 87, zit. nach Glaser/Werner, S. 327 f.
Zum noch weiteren Feld der optisch akzentuierten Papiermedien vgl. u. a. Heiner Vogel, Bilderbogen, Papiersoldat, Würfelspiel und Lebensrad. Volkstümliche Graphik für Kinder aus fünf Jahrhunderten, Leipzig 1981.

Unter dem Titel Herzlichen Glückwunsch hat Robert Lebeck 1979 in der Reihe Die bibliophilen Taschenbücher insgesamt 80 thematisch hierher gehörende Postkarten ausgewählt.4

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Die Angabe der Abbildungs-Nummer in den Einzelanalysen bezieht sich darauf.

Sie bilden selbstverständlich nur eine äußerst schmale Auswahl aus einem riesigen, kaum überschaubaren Fundus. Die Glückwunschpostkarten selber haben wiederum einen eher bescheidenen Anteil am Gesamtrepertoire der Bildpostkarten: unter den knapp eine halbe Million Karten in der Sammlung des Altonaer Museums sind es »vielleicht 15 000 bis 20 000« (Kaufmann, 167). Die Ausführungen im folgenden können also kaum statistische Repräsentativität beanspruchen. Hier wichtig sind vor allem qualitative Befunde: Ein close reading der Bilder (samt Texten) erschließt dafür einige repräsentative psychisch-soziale und historische Strukturen. Dabei ist alles notwendigerweise v. a. mehr angedeutet als voll ausgeführt; hinzuweisen auf den Quellenwert als musik- wie mentalitätsgeschichtliche, kulturgeschichtliche wie sozialpsychologische Quelle einschließlich der Geschlechterverhältnisse. Fast verblüffend ist es, wie viele der Karten Akustisches manifest (und einige male wenigstens latent) einbeziehen. Es sind von den 80 immerhin (je nach Bewertung) fast 50 %. Wir beschränken uns auf diese Auswahl. Falls der moderne Herausgeber hier – bewußt oder unbewußt – das Gewicht zugunsten des virtuellen Klangs verschoben hat, wäre auch das signifikant für das verstärkte Wirken des Soundtrack-Prinzips. Jedenfalls spielen solche Karten eine nicht unerhebliche Rolle. Nach Durchsicht einiger Gegenproben wie Propagandapostkarten aus 1. Weltkrieg, aus Nazismus und 2. Weltkrieg, von Reklame-Postkarten sowie von Ausstellungs-, Reklame und Propagandamarken von 1896 bis 1939 können wir überdies vorsichtig folgern: Glückwünsche scheinen besonders zu synästhetischen Assoziationen zu reizen.

Klang der Bilder

Glückwunschpostkarten dienen der »Poetisierung« des (Alltags-)Lebens und damit der fragwürdigen unvermittelten Verbindung von »Kunst und Leben«. Zumal individuelle Glückwünsche mochten aber manchmal bei damals noch mehrmaliger täglicher Postzustellung (die verlogene Phrase von der »Dienstleistungsgesellschaft« US-amerikanischen Typs war noch nicht erfunden) tatsächlich den Alltag in einen Festtag verwandeln. Freilich ist alles stets in Warenwelt


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