als habe als Vorlage für
den – im Kloster nicht gebräuchlichen – vollständigen Namen ein alter deutscher
Ausweis gedient.
ANHANG III:
Das historische Dokument (ZfMP, H. 48 [Januar 1989], S. 42 f.)
Maria Leos Leben endete tragisch. Mit Einsetzen der Nazi-Herrschaft wurde sie wegen ihrer
jüdischen Herkunft aller Ämter entbunden. Ihr blieb nur noch das passive Zuschauen, worunter
sie sehr litt. Im Juli 1938 schreibt sie ihrer Mitarbeiterin Elisabeth Noack:
»Da möchte ich noch gern mitreden ...Aber ich sollte eigentlich gar nichts von all diesen
Sachen hören, – man sitzt nun allein und darf nichts geben. Wenn man nur vergessen könnte.
Aber jetzt, wo ich mich (unleserlich) tröste, brennt es um so mehr, dieses Verbanntsein. Na,
man wird es ja noch lernen.«
Sie entzog sich ihrer Verschleppung in das Konzentrationslager Theresienstadt durch ihren
Freitod im September 1942. Die Musikwissenschaftlerin Elisabeth Noack (1895 bis 1974) erlebte
die beiden letzten Tage ihres Lebens. Sie verfaßte eine Schilderung, die sich – auf zwei
Schreibmaschinenseiten aufgezeichnet – in ihrem Nachlaß in Darmstadt befindet. Die Frage, ob
man Aufzeichnungen derart persönlichen Ausmaßes veröffentlichen sollte, bejahe ich angesichts
der Ignorierung Maria Leos durch die musikpädagogische Fachwelt und angesichts der noch
immer unfaßbaren Barbarei der Nazis.
Vom Heimgang eines Menschen
. . . aber ging es strahlend nieder, leuchtet’s lange noch zurück.
Wer sie kannte, weiß, daß es für sie nur klare Entscheidungen gab, keine Halbheiten. So
hat sie ehrlich gekämpft, um den rechten Weg zu finden: versucht, an Aufrichtigkeit
zu glauben – sich dem Geschick ganz zu unterwerfen – immer wieder kamen
neue Enttäuschungen, plötzlich hereinbrechende neue Schrecknisse, Beweise für
Unzuverlässigkeiten – die Waage der Entscheidung neigte sich von Tag zu Tag mehr der
tragischen Seite zu. Die Kraft drohte zu erlahmen – sie riß sich wieder hoch und kämpfte
weiter. Dann kam endlich der Moment der Klarheit, der den letzten Entschluß
brachte. »Es ist keine Feigheit, es ist eine Folgerung.« Wer um sie war, erlebte
erschüttert, daß nun eine Art Freudigkeit über sie kam. Eine Haltung, die voller
Würde war – und von einem unabänderlichen Ernst bestimmt wurde, dem man
sich beugen mußte. Anderes gab es nicht mehr. – Die beiden letzten Abende
brachten viel nüchterne Arbeit, die mit Freunden gemeinsam gut geschafft
wurde.
Dazwischen kamen Menschen: ein jeder bekam ein gutes Wort, einen kräftigen, ihn
aufmunternden Händedruck – und ein energisches Verbot, etwa weich zu werden. Dann
kam der späte Abend. Die Freunde gingen. Nach Mitternacht eine stille Stunde
mit dem geliebten Bruder. Eine Bitte, im verdunkelten Zimmer: sprich mir
noch einmal das schöne Gedicht von Gottfried Keller »Augen, meine lieben
Fensterlein. . . «* Leise wurde es mitgesprochen – fast mitgebetet. – Unerbittlich
ging die Uhr weiter. Die Hausgenossin wurde wieder gerufen: setzen Sie