- 112 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Komponierten. Es ergibt sich durch die beiden Wendepunkte eine Einteilung in drei Perioden:

1. Die Zeit bis um 1800: Der Komponist steht in aller Regel in Diensten von Hof, Kirche oder Stadt und ist in seinem Schaffen an die Vorstellungen des jeweiligen Dienstherren gebunden. Seine Musik ist an Funktionen orientiert, wie etwa an liturgischen Aufgaben, an höfischer Repräsentation und gesellschaftlicher Unterhaltung.

2. Die Zeit nach 1800: Zunehmend löst sich der Komponist von jeglicher Abhängigkeit. Der späte Mozart, der späte Haydn und vor allem Beethoven stehen am Beginn dieser Entwicklung. Sie können ihren Lebensunterhalt mindestens teilweise durch ihre Kompositionen bestreiten und sind in der Gestaltung ihrer Werke weitestgehend frei. Gleichzeitig wächst die Idee der autonomen Musik zur herrschenden Ästhetik heran. Musik ist demnach von jeglicher Funktion gelöst und sieht ihren Zweck nur in sich selbst. Es entsteht die Idee der absoluten Musik, nach der die Komposition nichts Gegenständliches oder Benennbares zum Ausdruck bringt, sondern nur an innermusikalischen Prozessen orientiert sein soll. Zentrale Gattungen sind die Sinfonie, die Sonate und die Kammermusik.

3. Die Zeit ab 1930: In bewußter Abkehr zur absoluten und autonomen Musik entsteht eine Kompositionsrichtung, die später als »engagierte Musik« bezeichnet wird. Vor allem im politisch linken Umfeld sehen die Komponisten ihre Aufgabe darin, mit ihren Werken auf soziale und politische Mißstände aufmerksam zu machen. Zunächst handelt es sich dabei um die Unterstützung der Arbeiterklasse in ihren Forderungen. Dann tritt zunehmend der Kampf gegen den internationalen Faschismus in den Mittelpunkt. Nach dem zweiten Weltkrieg entsteht als neuer Schwerpunkt das Engagement für linksorientierte Staaten gegen die »imperialistische« Bedrohung und der Einsatz für die Abschaffung von Diktatur.

Kompositionen mit Friedensthematik finden sich in der ersten und dritten Periode, in der zweiten, der Klassik und Romantik, dagegen kaum. Das hat klar benennbare Gründe:

In der ersten Periode bis 1800 muß der Komponist den musikalischen Bedürfnissen und Forderungen seines Dienstherrn Folge leisten. Will der Dienstherr Frieden feiern, muß der Komponist dafür Musik schaffen. Eine Friedensfeier war in dieser Zeit in der Regel identisch mit einer Sieges- oder Erfolgsfeier. Nach einer militärischen Schlacht, aus der eine Macht als Sieger hervorging, diktierte diese die Bedingungen des Friedens und feierte denselben. Die unterlegene Macht feierte den Frieden nicht. In dem Maße, wie der Dienstherr in Kriegsgeschäfte verwickelt war und Siege hervorbrachte, schuf dessen Hofmusiker


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