- 331 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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sie dauert nach Piaget vom siebenten bis etwa zum elften Lebensjahr – gewinnen Kinder erste Einsichten in das Symbolsystem Musik und können dessen Elemente handelnd verändern. Die dritte Phase der formalen intellektuellen Operationen wird nach Piaget um das zwölfte Lebensjahr erreicht. Sie entspricht dem abstrakten musikalischen Denken.


Das im folgenden vorgestellte Unterrichts- und Forschungsprojekt dient der Konkretisierung und Aktualisierung der oben skizzierten Entwicklungstheorien. Die dabei erprobten Unterrichtsformen erweitern und bereichern den traditionellen Musikunterricht. Keineswegs sollen sie ihn ersetzen. Nach wie vor gehören Erfahrungen mit der Stimme und das Singen zu den zentralen Unterrichtsinhalten. Lied und Singen im Musikunterricht der Grundschule gehören zu den nachhaltigen und oft lebenslang wirksamen Prägungen in dieser Altersstufe. Die Stimme ist Träger des individuellen Ausdrucks und sie gehört zum Menschen als Teil seiner Persönlichkeit. Das Wort Person kommt von personare – hindurchklingen.


Doch ist auch die Fähigkeit zu den von Piaget sogenannten formalen oder abstrakten Operationen im Menschen angelegt. Alltagssprachlich verbinden wir mit den abstrakten Operationen mathematische oder sprachlich-analytische Leistungen. Musikalisch-abstraktes Denken entwickelt sich nicht von alleine. Es entsteht durch musikalische Unterweisung. Die grundlegenden Entwicklungsstufen der sensumotorischen Phase bleiben beim Erreichen komplexer musikalischer Fähigkeiten erhalten. Abstrakte Tonvorstellungen oder die Übertragung einer Tonfolge von Dur nach Moll sind sinnvoll auf der Grundlage elementarer musikalischer Fähigkeiten. Dazu gehören die Unterscheidung diskreter Tonhöhen, das Erkennen melodischer Bewegungsrichtungen und vieles mehr. Die Entwicklung des abstrakten musikalischen Denkens setzt eine sichere Beherrschung der Stimme und des Singens voraus.


Seit September 1998 sammelt eine Arbeitsgruppe innerhalb der Forschungsstelle für Musik- und Medientechnologie der Universität Osnabrück Erfahrungen beim Computereinsatz im Musikunterricht an Grundschulen. Die Übungen am Computer finden außerhalb des planmäßigen Musikunterrichts statt. Die beteiligten Schulklassen erhalten jeweils eine Unterrichtsstunde pro Woche. Die technische Ausstattung ermöglicht inzwischen das gleichzeitige Üben mit ganzen Schulklassen. Jeweils zwei Kinder lernen und üben an einem Computer. Die Forschungsstelle leistet technische Hilfe. Studierende des Fachgebiets Musik/Musikwissenschaft beteiligen sich an der Planung und Durchführung des Unterrichts und an der Entwicklung und Auswertung der Versuchsreihe. Sie gibt Auskunft über den Einfluß kontinuierlicher Gehörbildung auf die kognitive Entwicklung von Kindern im Grundschulalter. Musikpädagogische Themen des


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