(Str. 3).
Und geradezu selbstverständlich sind in diesem Buch die üblichen
rassistischen Haßlieder wie Deutschland erwache!, Brüder
in Zechen und Gruben, Volk ans Gewehr oder Es pfeift
von allen Dächern aufgenommen.
Der prominente Parteidichter Heinrich Anacker (geb. 1901), seit 1924 Mitglied der NSDAP, also ein „Alter Kämpfer“, schrieb nicht nur die Texte zu den auch im o. g. Band enthaltenen Liedern Du Fahne mit dem Hakenkreuz, Wenn Hitlerleut’ marschieren und Für Deutschland soll es sein, sondern auch die Verse für das Lied der Hitlerjugend, wo in der 2. Strophe die Zeile vorkommt: „Der Weltfeind, den wir hassen, ist nicht von deutscher Art.“ Anacker zählte nicht zu den vielen dilettantischen Krampf-Reimern, sondern er galt als einer von den „Lyrikern der braunen Front“, neben Leuten wie Hans Baumann, Herbert Böhme, Baldur v. Schirach, Gerhard Schumann und Herybert Menzel. Auf dem Reichsparteitag 1936 erhielt er den Kunstpreis der NSDAP.
Wolfgang Weismantel schreibt über ihn:
Durch
Aufnahme seiner Gedichte in den NS-Lektüre-Kanon für
Volksbüchereien und Schulen erreichten diese rasch massenhafte
Verbreitung. Man stilisierte Anacker zum „Sänger unserer
Zeit“, dessen Texte „wahrhafte Volkslieder“ werden
sollten... Im Zuge der Entnazifizierung wurde er als
„Minderbelasteter“ eingestuft.70
Als nächstes sei eingegangen auf das Sturmlied, das mit dem Klavier-Begleitsatz beigefügt ist und als erstes durchschlagendes Lied der NS-Bewegung gilt. (Vgl. dazu das Notenbeispiel auf den beiden folgenden Seiten.)
Es entstand
zunächst
als einstrophiges Gedicht (die jetzige zweite Strophe) im Frühjahr
1919. Im Jahr 1922 wurde für agitatorischen Gebrauch eine
einleitende Strophe hinzugedichtet, und in dieser Form war das
Gedicht dann am Schluß jeder größeren NS-Versammlung
zu hören. Noch 1922 erhielt es eine hymnenartige Vertonung von
NSDAP-Mitglied Hans Gansser aus Stuttgart, und auf dem ersten
Parteitag der NSDAP (26. 1. 1923) fand die Uraufführung statt.71
Hitler war so begeistert, daß er das Lied später zum Fahnenweihelied auf Reichsparteitagen erhob. Dietrich Eckart (1868–1923) war Hitlers enger Vertrauter und Förderer, den er am Schluß seines Buches Mein Kampf würdigte. Der Antisemit Eckart war der erste Hauptschriftleiter des Völkischen Beobachters. Die Text-Autoren der Kampfzeit-Lieder (Dietrich, Schestak, Pardun u. a.) formulierten ihren Antisemitismus weitaus drastischer und brutaler als die Textlieferanten nach 1933, die mehr die versteckten Anspielungen bevorzugten. Eckarts hämmernder Schlachtruf „Deutschland, erwache!“ wurde auch in anderen |