nicht so ganz ernst
genommen“ worden, stellt doch eine arge Verharmlosung dar.
Eine Feststellung von Broderick/Klein (1999) muß bestritten werden: „Antisemitische Hetzparolen, die in frühen SA-Kampfliedern zu finden sind, verschwinden allmählich aus den Texten und werden mit Absicht ersetzt, um potentielle Wähler nicht abzuschrecken.“ „... Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 versuchten sich die Nationalsozialisten ein besseres Image zu verschaffen. Die ‚Kampfzeit‘ wurde beendet und die SA-Kampflieder wurden durch Feier- und Bekenntnislieder ersetzt, insbesondere im Jungvolk, in der HJ, bei den Jungmädels, im BDM und im Schulunterricht.“ Dieser letzte Satz von Broderick/Klein könnte den Eindruck erwecken, als spielten die Lieder der „Kampfzeit“ nach 1933 keine Rolle mehr: „Die Entmachtung der SA im Juni 1934 trug vollends dazu bei, daß die meisten frühen SA-Kampflieder in Vergessenheit gerieten.“49
Dazu ist zu sagen, daß die brutalsten Kampflieder, auch antisemitischer Art, tatsächlich vor 1933 entstanden sind. Aber auch später wurden z. B. rassistische Liedtexte geschaffen, wenngleich diese meist „milder“, „verdeckter“ formuliert waren. Genannt sei aus dem Bremer Liederbuch von 1937 das Baumannsche „Horch auf, Kamerad“, in dem es heißt: „... Kamerad, so wollen wir marschieren, dann macht uns kein Teufel zuschanden.“ Mit dem Teufel ist natürlich, wie auch sonst, der Jude gemeint. In den Liederbüchern fehlen auch nach 1933 nur selten die alten Kampfgesänge. Im Gegenteil, sie werden manchmal sogar in verstärktem Maße aufgenommen. Im Ergänzungsband zum Standard-Liederbuch Frisch gesungen! von 1939 (8. Auflage!) erschien eine ganze Serie alter Kampflieder (so z. B. Volk ans Gewehr, Brüder in Zechen und Gruben, Wenn Hitlers Leibstandarte; im Lied der Hitlerjugend ist die Rede vom „Weltfeind, den wir hassen“)50
Im Singkamerad – Schulliederbuch der deutschen Jugend von 1935 erschienen mehr als 20 Lieder aus der Kampfzeit vor 1933.52
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