- 294 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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werden oder als tongetreue Wiederholung wiederkehren. So erklingt das Motiv des Taktes 16 in der höheren Quinte erneut im folgenden Takt, während die Motivik des 18. im 19. Takt unverändert aufgenommen wird. Auch hier vergegenwärtigt sich das bereits bekannte Prinzip der minimierten Motivik bei gleichzeitiger Sequenzierung bzw. Wiederholung.

Es liegen weitere Kennzeichen vor, deren Konzentration die buffoneske Attitüde zur bildhaften Gestalt werden läßt:


  • die eintaktige Kurzmotivik,

  • die Häufung repetierter Töne in allen Takten einschließlich der Wechselnoten,

  • die Tongestaltung bzw. -erzeugung (fast ausschließlich staccato),

  • das Prinzip des Kontrastes im dynamischen Bereich (plötzlicher Wechsel von p und sf) und die der Norm entgegenstehende Betonung der unbetonten Zählzeiten,

  • der geringe Ambitus (kl. Septime: d1–c2).


Der gesamte Habitus bietet das Erscheinungsbild eines buffonesken Thementyps, dessen Merkmale für analoge Themen in den Scherzi Beethovens gelten und bis in die Romantik fortwirken. Vgl. dazu die ähnliche Formulierung des Themas im Scherzo des Klavierquintetts f op. 34 (1862–64) von Brahms, Teil B (Takt 13 ff.). Die beiden Themen von Mozart und Brahms:



Der Ausgleich vorgeblicher ästhetischer Gegensätze vollzieht sich in dem Augenblick, als dieses Thema in den Kontext einer Fugenexposition integriert wird und somit einen Status zugesprochen bekommt, der ihm von Hause aus nicht entspricht. Abgesehen von der satztechnischen Nähe dieser Fugenexposition zu ähnlich konzipierten Abschnitten der Oper (vgl. die Prüfungs-Szene)23

23 Kunze, Mozarts Opern, a. a. O. (s. Anm. 10), S. 567:

„...im Allegro, das bekanntlich zwar keine Fuge, aber ein Fugato-Satz ist. Er schlägt die Brücke zur Prüfungs-Szene, der zentralen Szene in der Zauberflöte, genauer gesagt: zur ‚Choralbearbeitung‘.

Beide Kompositionen sind aus dem Geist des Kontrapunkts konzipiert...

Die ‚poetische Idee‘ des Fugenverfahrens stiftet im Allegro-Teil der Ouvertüre die Beziehung zur Handlungsidee und läßt sich umschreiben als die musikalisch-autonom entfaltete Manifestation eines Prüfungsgangs, der eingebunden bleibt in eine prästabilierte höhere Ordnung.“


überrascht

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