- 290 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Es wird deutlich, daß Mozart mit Wiederholungen arbeitet, die dieser Ouvertüre ihr besonderes Gepräge geben. Wiederholungen in dieser Häufigkeit sind ein Mittel zur Gestaltung eines buffonesken Umfeldes und zeichnen gleichzeitig jene Sätze aus, die die Bezeichnung Scherzo tragen. Vor allem in diesem Satztyp verdichtet sich das Prinzip der tongetreuen und modifizierten Wiederholung, das natürlich auch für andere Bereiche gilt wie für das Charakterstück der Romantik und jene Musikgenres, die – wie Tänze aller Art – aus der Nähe zur Folklore gespeist werden. Zu den Komponisten, die die Wiederholung generell zur ästhetischen Kategorie erheben, sind Schubert, Chopin und Grieg zu rechnen.17

17 Vgl. die Impromptus und Moments musicaux von Schubert; als Beispiel für einen Satz mit sinfonischen Ausmaßen diene das Finale aus dem Quartett G, D 887.

Chopin bevorzugt Wiederholungen in den Scherzi, Walzern, Mazurken und Polonaisen etc.; Grieg dehnt dieses Prinzip auf nahezu alle Genres aus.

Rossini verdichtet das Repetitionsprinzip und erreicht dadurch herausragende buffoneske Wirkungen.


Die Wiederholung als kompositorische Maxime auf dem Hintergrund einer eng begrenzten motivisch-harmonischen Situation bestimmt den formalen Aspekt der Ouvertüre und widersetzt sich dem bekannten Schema des Sonatenhauptsatzes.


Bis zu diesem Punkt liegt die mehrfache Folge dreier Einheiten vor, die sich nach Floros als 4 Themen innerhalb der „Exposition“ (Takt 15–94) darstellen:


Takte

Einheiten

Bezeichnung nach Floros

Harmonik


15–24

A1

Thema I

C


25–29

B1

Thema II

C F C


29–45

C1

Thema III

C F C G (2x)


45–52

A2



C D e A

53–57

B2


DGD


57–65

C2

Thema IV

modulierend


65–78

B3

G...e...C...D


79–94

C1


G C G D (2x)



Das reduzierte harmonische Gefälle, ebenso die knapp formulierten motivischen Einheiten sind gestaltbildend für den weiteren Fortgang des Geschehens; sie werden modifiziert, insgesamt aber mehrfach unverändert aufgenommen. Sie nehmen jene formale Position ein, die im Sonatenhauptsatz der Durchführung vorbehalten ist und die nach Floros Takt 95–188 umfaßt. Das für die Durchführung typische Gestaltungsmerkmal einer prozeßhaften Entwicklung entfällt hier jedoch. Daher bildet der folgende Abschnitt das musikalische Pendant zur opera buffa mit den dort angesiedelten Verwechslungen, Verkleidungen, Intrigen und Irritationen aller Art. Die Musik entspricht dem Handlungsprinzip der opera buffa insofern, als sich hier Substantielles kaum bewegt, das äußere Erscheinungsbild


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