- 270 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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heit bei Metallrohren: In musizierpraktisch günstigen Grenzen präzise stimmbar (anschlagen, streichen, reiben, zupfen u. a.) und für Zwecke des Melodie- und Harmoniespiels gut geeignet – als Einzelklänge, in mehrklangigen Glockenmotiven (als Mobiles bzw. Windspiele, u. U. auch mit Spielmechanik), in beliebigen Reihen, als Installationen von Melodien, harmonischen Effekten u. a. – reizvolle Glissandoklangspiele durch Röhrenwasserbad.


Schwingungserregung bezogen auf den Luftinhalt des Rohres – das Rohr als Luftsäulenklinger: Je nach Dimension des Rohres, am besten bei langen Wickelkernen (z. B. Teppichbodenrohr von 6 m Länge und 10 cm Durchmesser), obertonreicher Klang am Rohrende schon hörbar bei normaler Luftzirkulation im Raum – Obertöne einzeln verstärkt hörbar durch leichtes Anschlagen des Rohres auf der experimentell festzustellenden Höhe von Schwingungsknoten – hörbare Reaktion der Luftsäule auf jede Luftbewegung im Raum, vor allem bei akustischen Ereignissen, die die Basisfrequenz des Rohres treffen.

Instrumentelle Organisation: Das Horch-Rohr ist selbst das Instrument – Kommunikation mit der Luftsäule durch musikalisches Agieren (z. B. Stimmaktionen) in Lauschhaltung am Rohrende – am Ende von Rohren in Bündeln oder Reihen entlangstreichend hört sich das Ohr Melodien zurecht, die die Luft selber spielt.


Die über den präparierten Rohrmantel attackierte Luftsäule (beschränkt auf Material mit elastischen Wänden, am besten Pappe und Kunststoff):

Eine verformte (leicht zum Oval abgeplattete) Rohröffnung (Rohr beidseitig offen) bewirkt eine klangsteigernde Brechung der Luftsäule – solche Rohre am verformten Ende mit verschiedenen Materialien auf der Außenwand anschlagen oder das Rohr selbst dort auf einem nicht zu harten Fußboden (Teppich) aufschlagen – das Rohr in voller Länge verschieden stark auf den Fußboden prallen lassen (maximaler Lautstärkeefekt). – Länge der Rohre für günstige Klangergebnisse ca. 1–4 m. Brauchbare Tonhöhen mindestens zwischen großer und eingestrichener Oktav. Einfache Stimmbarkeit durch Zurechtsägen der Rohre auf die passende Länge – ‚scheibchenweise‘ probieren, am besten mit Hilfe eines chromatiktauglichen elektronischen Stimmgeräts, das auch auf kurze Luftsäulenklänge hervorragend reagiert.

Klanglicher Effekt: Harte bis weiche, zarte bis dröhnende, klare paukenschlagartige Klänge – bei Schlagen auf die Rohröffnung Oktavintervalleffekt durch schlagbedingt kurzzeitig entstehendes gedacktes Rohr. Auch kurze und dünne Rohre lassen beim Schlag auf die Öffnung ihren Grundklang deutlich hören (wichtig für die Tonvorstellung beim Versuch des Anblasens).

Musikalisch instrumentelle Organisation: Gestimmte Rohrabschnitte als ‚Henkelpauke‘ präparieren (mit Schlaufe am abgeflachten Ende zum Durchfassen für kontrolliertes rhythmisches Aufprallen und Abfangen – für Kadenzbässe) oder als Reihe – je nach Rohr-Vorrat – diatonisch, chromatisch oder in beliebiger Auswahl als Instrument installieren (mit Aufhängungen experimentieren) bzw. je nach Maßgabe einer musikalischen Gestaltung auf verschiedene Spieler verteilen. Die Rohrinstrumente sind absolut musiktauglich. – Bevorzugtes Material: Papprohre (als Wickelkerne z. B. für Flachdachisolierfolien) und Kunststoffrohre (Bruchgefahr beim Verformen der Enden – Anwärmen hilft). Bei massenweise vorhandenen Pappröhren das Material für exotische Klopf- und Prasselklänge als Trauben hängend installieren, mit Spielern auf Kollisionswanderung (sachte, sachte!) schicken oder in Haufen auf dem Fußboden auslegen – bei gestimmten Röhren auch zu harmonisch ausgewogenen Klangbündeln organisieren (heftige Stimulanz zum Improvisieren – fließende Übergänge zwischen Zufallsereignissen und bewußter Gestaltung). – Stehendende Rohre mit Wasserinhalt (unterschiedliche Wasserstände für unterschiedliche Längen der Luftsäule) für Tropfinstallationen.


Einseitig mit einer gespannten Membran (Folie, Deckel o. ä.) verschlossene (gedackte) Rohre lassen je nach Größe bei paukenartiger Behandlung voluminöse, klare Töne hören – besonders überzeugend, wenn das Rohr, z. B. eine Postversandhülse, mit dem geschlossenen Ende auf einem teppichbedeckten harten Boden aufprallt.

Die durch einen gezielten Luftstrom – auch unter Verwendung von Hilfsmitteln – attackierte Luftsäule: Alle Techniken der Tonerzeugung bei den klassischen Holz- und Blechblasinstrumenten einschließlich der Orgel und den aus der Instrumentenkunde bekannten exotischen Luftsäulenklingern sind bei passend gewählten Mensuren und einigen einfachen Hilfsmitteln (Mundstückbau) am einzelnen


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