sogar in den Betrieben sammeln und für
ihre ‚musikalische Zwischenlagerung‘ im Projekt
zurückhalten. Die Erfahrung zeigt hier bei entsprechender
Kontaktaufnahme eine z. T. erstaunliche Kooperationsbereitschaft, die
von umfangreichen Betriebsführungen – wünschenswert
zur Ausspähung branchenspezifischer ‚Musikalien‘
– über das Angebot der Mitnutzung firmeneigener
Arbeitsmittel bis hin zu Sachspenden aus der Produktion reichen.
Das Material im Blick auf Instrumentenkunde und Instrumentenbau
Nach dem Prinzip ‚Alles schwingt‘ ist der musikalischen Erfindung theoretisch kein Material bzw. kein akustisch wahrnehmbares Element des Kosmos, kein Raum, in dem Klang sich entfalten kann, verschlossen. Selbst ein nicht konkret wahrnehmbares, nur vorgestelltes bzw. gedanklich definiertes oder optisch zeichenhaft vermitteltes Klingen wäre hier einzubeziehen.
Stößt man in der Praxis auch schnell auf Grenzen des Zugangs, z. B. bedingt durch Übergröße oder -gewicht eines Materials, Gefährlichkeit seiner Handhabung, Mangel an geeigneten Bearbeitungsmitteln oder einfach aus hygienischen Gründen, so bleibt doch zwischen der Büroklammer vom häuslichen Schreibtisch und der Pflugschar aus der benachbarten Landmaschinenfabrik, zwischen Trinkhalm und Kanalisationsrohr, Schnappgummi und Matratzendraht, Papierserviette und Lastwagenplane das Arsenal greifbarer potentieller Klangerzeuger enorm reichhaltig.
Wo sich in einer Materialsammlung Eckpunkte im Spektrum der Selbstklinger, schwingenden Luftsäulen, Saiten, Membranen oder Zungen jeweils ergeben und wie elementar oder komplex die Prinzipien der Tonerzeugung sich im einzelnen Objekt widerspiegeln bzw. zum Vorschein gebracht werden, hängt vom Eifer und von der Phantasie der Projektbauer ab. Je gründlicher ein Gegenstand in schwingungserregender Handhabung klanglich erkundet wird, desto differenzierter läßt sich ihm seine musikalische Funktion mitteilen.
Über den Stellenwert, der in diesem Zusammenhang den allenthalben durchscheinenden didaktischen Zielen der traditionellen Instrumentenkunde zukommen soll, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Bei dem hier vorgestellten Ansatz ist die Instrumentenkunde ein nachgeordneter Aspekt. Insofern unterscheiden sich Vorgehen und Ziele der Projektarbeit auch wesentlich von jenen Unterrichtsmodellen zum Instrumentenbau, die entweder von bekannten Instrumenten mit ihren spezifischen Merkmalen der Tonerzeugung als Muster ausgehen oder zu bestimmten Vorbildern hinführen wollen. Ihr Resultat, bewirkt durch erfolgserprobte Bauanleitungen und Materialvorgaben, ist in konstruktionstechnischer sowie akustischer Hinsicht weitgehend uniform. Freiheiten in der Ausführung bleiben auf Ornamentales beschränkt. |