- 244 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (243)Nächste Seite (245) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

in Bachs Violin-Konzert besser erinnern? Derjenige, der einen zerquälten, figurativen Sequenzabschnitt als Erinnerungshilfe vorgeführt bekam, oder jener, für den der markanten Kopfsatzbeginn das Bach-Beispiel repräsentierte? Klar, doch! Na also!

-----------------------------------------------


HS [Ins Publikum gefragt]: Hat denn jemand zufällig eine Geige hier? [Kamera in „Suchfahrt“ ins Publikum gerichtet] Haben wir jemand hier mit ’ner Geige? Sie haben eine Geige hier? Können Sie das spielen, A-Moll, Bach?*


-----------------------------------------------

*Meisterlich ist der formale Aufbau der gesamten Szene. Zu Beginn wird die Fiktion eines spontan erfundenen Gesprächs etabliert – „Wir haben es oft – äh –... das find’ ich jetzt... was war das grade, was ihr da gespielt habt, Helmut?“; diese Fiktion wird durchbrochen und damit aufklärerisch durchschaubar gemacht, spätestens dann, wenn auf „unser Archiv“ zurückgegriffen wird, das dafür aber seinerseits Fiktion ist. Gewissermaßen als Reprise nun die Rückkehr zur Fiktion des Spontanen – tröstliche Utopie auch hier der Gedanke, daß prinzipiell in jedem Saalpublikum einer zu finden sei, der Geige spielen kann und der zudem noch die Meisterwerke der Literatur seines Instrumentes auswendig beherrscht (einschließlich der Political correctness eines weiblichen Spielers im Proporz zum männlichen Keyboarder).

-----------------------------------------------


[Namentlich nicht genannte weibliche Person aus dem Publikum spielt die Solostimme/1. Violine) aus dem Violinkonzert BWV 1041, 1. Satz, Takt 1–24, 1. Viertel. Kamera dabei fast durchgehend auf die Spielerin gerichtet, einzig unterbrochen durch Einblendung eines durch Körperhaltung und Mimik Anerkennung signalisierenden Zerlett. Nebenher sind unverständliche Gesprächsfetzen aus dem off zu hören]

HS: Genau! [Beginnender Beifall] Das ist genau... [weiter anhaltender Beifall] ...genau dieselben Töne! [fortgeführter Beifall] Ich sag das nochamål [sic!]... [Beifall] ...weil oft, mit der Band und im Team mittags, wenn wir darauf warten, daß die Proben losgehen, unterhalten wir uns über solche Themen und man weiß dann irgendwie nur, das is’ irgendwie die Wechseldominantparallele, aber wohin löst sich dieser Terzquartakkord auf? Und dann geht man oft voller Rätsel in die Sendung rein, und sagt, wie könnte man da drauf kommen? Vielleicht, meine Damen und Herrn, erinnert Sie die Titelmelodie einer neuen Serie in Sat 1, die so erfolgreich sein wird, daß Sie gar nicht in Sat 1 läuft, sondern in Sat 2, dem Erfolgssender von Sat 1, der morgen Premiere hat, vielleicht erinnert Sie diese Titelmelodie an diesen Akkord, den wir mit einigen dürren Worten hier versucht haben zu erklären. Sie alle kennen den Sat 1-Mega-Erfolg „HeliCops“*, und jetzt ist es soweit, demnächst startet bei uns in Sat 2 die neue Action-Serie „Aircops“†!



Erste Seite (1) Vorherige Seite (243)Nächste Seite (245) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 244 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik