- 167 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Gründen gesagt werden – oder aber, man erwähnt das Geschichtliche gar nicht.

3, ausreichend E. Jos. Müller (1943)


Anmerkung:

Johann Bernhard Logier (1777–1846) führte als einer der ersten den Gruppenunterricht ein (Unisono-Spiel auf mehreren Klavieren).



Zusammenfassung


Viele der Vorstellungen Müllers sind von erstaunlicher Aktualität, und etliche der seit den 1970er Jahren propagierten Unterrichtsprinzipien (z. B. Handlungs- und Schülerorientierung) wurden schon Jahrzehnte zuvor von ihm und anderen fortschrittlichen Pädagogen vertreten. Bei der Lektüre so mancher Publikation aus den letzten Jahrzehnten fragt man sich, ob die Verfasser gelegentlich aus Taktik oder nur aus Unkenntnis den Eindruck erweckt haben, neue Gedanken oder Konzepte zu unterbreiten. Es gibt nur relativ wenige grundlegend neue Unterrichtsprinzipien oder musikpädagogische Konzepte, abgesehen von den hervorragenden medialen Möglichkeiten, die die Musikpädagogik heute – im Gegensatz zu früheren Zeiten – hat. Der von Müller mehrfach wiederholte Hinweis auf die Bedeutung des „Erziehlichen“ sowie der Persönlichkeit entspricht dem gegenwärtigen Trend, die Person des Lehrers in der Lehrerausbildung und in der Erziehungswissenschaft wieder stärker zu berücksichtigen. Ganz aktuell ist auch Müllers Auffassung vom Musikunterricht, der nicht Spiegelbild der Musikwissenschaft und Musiktheorie zu sein, sondern in dessen Mittelpunkt der Schüler und die Musikpraxis zu stehen habe.


In seiner Dankesrede, die Müller während der Feierstunde anläßlich seines 70. Geburtstages im Februar 1944 – kurz vor seinem Tode – in der Kölner Universität hielt, heißt es: So möchte ich Ihnen zunächst nochmals sagen, daß wir das Wort ‚Erziehung‘ in vollem Umfang verstehen sollen. Es geht bei der Musikerziehung nicht in erster Reihe um den Stoff, sondern um den Menschen. Diesen grundlegenden, die Pädagogik umgestaltenden Satz dürfen wir nicht vergessen. Wir sind Menschenbildner, Former der einzelnen Persönlichkeit, Gestalter der Gesellschaft; wir degradieren die Musik und geben ihr zugleich höchste Weihe, wenn wir sie zum Mittel, wohl zum schönsten und wirksamsten der Menschenbildung machen. Es geht nicht um die Sinne, um den Verstand, das Gemüt und die Willensbildung, sondern um dieses alles zusammen. Nicht wieviel wir durchnehmen, sondern wieviel für die Schüler wirksam gemacht wird, das ist die Aufgabe. Seien wir Erzieher in erster Reihe, hingerissen von dem, was der Mensch ist, welch ein Wunder ein Kind ist! (vgl. Helms 1988, S. 134)



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